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"Mörderische Literaturwerkstatt": Krimi einmal anders

Der 1947 in Wien geborene Autor lebt seit einigen Jahrzehnten in Deutschland und lässt auch seinen Kriminalfall in diesem Land spielen, jedoch in einer fiktiven Region im Norden des Landes. Schauplatz ist ein edles Anwesen, dessen wohlhabender und Kultur-beflissener Besitzer ein Literaturseminar für angehende Schriftsteller und -innen ausrichtet. An diesem nimmt auch ein gewisser August Pauspertl teil, der als Ich-Erzähler durch die Handlung führt. Dieser hegt zwar keine literarischen Ambitionen, wurde aber von seiner Gattin im Bestreben, seine Freizeit besser auszufüllen, in die "Literaturwerkstatt" geschickt. Und dort wird er nolens volens zunächst zum Beobachter so mancher Machenschaften und schließlich zum zumindest assistierenden Ermittler in einem sich Schritt für Schritt zuspitzenden Kriminalfall.

Ungewöhnlich ist, dass es erst in der Endphase des Buchs tatsächlich zum Mord kommt - wenngleich dieser im Prolog angedeutet wird und sich danach durch den Handlungsverlauf gewissermaßen zusammenbraut, um dann doch ganz anders als erwartet vonstattenzugehen. Gewisse Intrigen, Erpressungsversuche und daraus entstehnde Abhängigkeiten zwischen den Akteuren aus den Bereichen Literatur, Verlagswesen, Großbesitz und Medien lassen beim beobachtenden August Pauspertl die Alarmglocken schrillen - doch wie soll der im normalen Leben als Banker ein ruhiges Dasein fristende Spätvierziger rettend eingreifen, bevor etwas passiert? Ebenfalls ungewöhnlich: eine Menge Tatmotive und potenziell Verdächtige werden bereits geliefert, bevor dann tatsächlich etwas passiert... dann aber, gewissermaßen als Endspurt, setzt die von Krimis gewohnte Handlung mit Ermittlungen, Spurensicherung etc. ein.

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Wer nun glaubt, dass ein Krimi aufgrund des spät eintretenden Kriminalfalls langweilig ist, der irrt in diesem Fall ganz gewaltig. Denn das Werk ist flott geschrieben und regt auch immer wieder zum Schmunzeln an, da hätte es so lustige Namen der Akteure wie Hagen Drost zu Klöterbock, Clementine Gickelmann, Stoffel Leckerwange oder Leander Erbsenstroh gar nicht gebraucht. Andererseits werden gewisse Machenschaften in der Kulturindustrie aufs Korn genommen, wobei weder Kultur-Schaffende noch Kultur-Mäzene oder ökonomisch betreuende Akteure ausgespart bleiben. Und mittendrin ein biederer Banker, der so gar nicht in die Runde passt - eigentlich ein klassischer Antiheld, dem hier plötzlich eine tragende Rolle zukommt.

(S E R V I C E - Stephan Steinbauer: "Mörderische Literaturwerkstatt", Dachbuch-Verlag, 318 Seiten, 15,90 Euro)