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Rapperin Haiyti mit zweitem Album in einem Jahr

Nach dem Album "Sui Sui" aus dem Juli legt die Rapperin zum Jahresende noch einmal nach: "Influencer" heißt ihr düsteres neues Werk - und es macht mit 19 Songs auch gleich klar, was für eine Output-Maschine die Wahl-Berlinerin ist. Das große Dilemma von Haiyti wird aber auch dieses Album nicht auflösen können: Sie ist und bleibt bisher der ewige Geheimtipp. Von Kritikern wird sie in höchsten Tönen gelobt, die "Zeit" etwa zog mal eben Rap-Übervater Drake als Vergleich heran. Doch der sehnsüchtig erwartete große Durchbruch in der boomenden Deutschrap-Branche will sich trotz Trap-Brett-Dauerbeschallung nicht einstellen. "Sie sagen der Weg ist das Ziel / Aber ich frag mich: Wann komm ich an?", rappt sie im Song "Zu real".

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Vielleicht macht Haiyti auch einfach zu viel richtig und ist dem deutschen Rap-Zirkus einen Schritt zu weit voraus. Von den 19 Tracks auf "Influencer" ist jeder einzelne ein "Banger", die Beats klingen mehr nach US-Südstaaten als nach Deutschland, die Texte sind clever, und ihr Stil ist unverkennbar. Dazu beteuert Haiyti selbst immer wieder ihren Ghetto-Background: aufgewachsen in Hamburg-Langenhorn, Sozialwohnung, die Mutter alleinerziehende Taxifahrerin.

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Das Problem: Am Ende drängt sich kein Song zwingend nach vorne. Oder um es in der Musikmarketing-Sprache auszudrücken: Hier fehlt schlicht der Hit. "Influencer" bleibt der alten Haiyti-Mischung aus Kunst und Straße treu. Musik für den Kritikerpreis, für die Feuilleton-Redaktion, für Kunststudenten und Konzeptliebhaber.

Die Künstlerin selbst hat für den ausbleibenden Erfolg im Mainstream ihre eigene Erklärung parat: "Die meisten Leute sind halt 08/15", sagte sie jüngst - im ARD-Kulturmagazin "Titel Thesen Temperamente".