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Corona-Belastung für SchülerInnen und LehrerInnen zuletzt weiter hoch

Die Auswirkungen der Coronapandemie auf den Schulbetrieb werden auch nach einem Jahr sowohl von SchülerInnen als auch von Eltern, LehrerInnen und Schulleitungen als sehr belastend wahrgenommen, zeigen aktuelle Ergebnisse der Studie "Lernen unter Covid-19-Bedingungen" der Uni Wien. Gleichzeitig sind laut dem Forschungsteam der Fakultät für Psychologie um Barbara Schober, Marko Lüftenegger und Christiane Spiel auch alle Gruppen im Umgang mit der Krise gewachsen.

In der fünften Befragungswelle im Rahmen der Studie (Erhebung vom 6. April bis 21. Mai 2021) haben der Aussage "Ich fühle mich gut" nur 25 Prozent der Schüler (ab der 5. Schulstufe) zugestimmt, knapp ein Drittel fühlt sich zumindest eher gut. Besonders ältere Schüler, bei denen etwa Treffen mit Freunden eine größere Bedeutung haben, gaben ein niedrigeres Wohlbefinden an. Zu Beginn des ersten Lockdowns waren die Ergebnisse noch positiver ausgefallen.

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Motivations- und Konzentrationsprobleme

28 Prozent der Schüler haben außerdem angegeben, dass sie sich zum Zeitpunkt der Befragung – damals gab es im Osten zeitweise einen harten Lockdown und in der Sekundarstufe zeitweise Schichtbetrieb – beim Lernen (eher) nicht unterstützt fühlen. Besonders herausfordernd war für die Schüler der Befragung zufolge der fehlende Kontakt zu Klassenkollegen, Freunden und erweiterter Familie. Zusätzlich fühlten sich viele durch Fernunterricht, Schularbeiten und Tests überfordert und kämpften mit Motivations- und Konzentrationsproblemen.

LehrerInnen skeptischer als Eltern

Die meisten Eltern blicken dennoch optimistisch in die Zukunft ihrer Kinder: 57 Prozent waren laut der Studie wenig besorgt über mögliche langfristige psychische Auswirkungen, knapp über die Hälfte befürchten auch trotz möglicherweise entstandener Stofflücken keine langfristigen Nachteile in der Ausbildung oder im späteren Beruf. Dabei erwarten vor allem jene, die ihre Kinder trotz schwieriger Umstände bei Schulaufgaben und Anforderungen des Alltags unterstützen konnten, keine langfristigen Nachteile.

Allerdings ist aufgrund des Studienformats (freiwillige Online-Befragung) laut den Studienautoren davon auszugehen, dass Risikogruppen in der Untersuchung eher unterschätzt werden. Die Eltern selbst fühlten sich unterdessen überdurchschnittlich stark belastet: Die Hälfte gab an, zeitweilig nicht allen Anforderungen gerecht werden zu können und 43 Prozent, dass sie nie Zeit für sich selbst hätten.

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Ein Viertel der LehrerInnen macht vermehrt Überstunden

Skeptischer als die Eltern bewerteten die LehrerInnen die Lage der SchülerInnen: Lediglich rund sieben Prozent gingen davon aus, dass wenige bis (fast) keine ihrer Schüler belastet seien, die Hälfte ortete bei vielen bis (fast) allen Schülern viele Stofflücken.

Die LehrerInnen selbst fühlten sich ebenfalls belastet: Drei Viertel gaben an, mehr Stunden als unter Normalbedingungen zu arbeiten (durch zusätzlichen Arbeits- und Administrationsaufwand) und ebenso viele fühlten sich laut Befragung unter den derzeitigen Bedingungen überfordert. Ein deutlich höheres Arbeitspensum als vor der Pandemie gaben auch die ebenfalls befragten Direktoren an, sie litten vor allem unter den häufigen Regeländerungen.

Auf die Frage, was ihnen seit Beginn der Pandemie besonders gut gelungen sei, antworteten viele Schüler, dass sie sich gewissenhaft an die Corona-Maßnahmen gehalten hätten. Fortschritte meldeten einige auch bei Selbstorganisation, selbstständigem Lernen und dem Umgang mit dem Computer.

Eltern nannten wiederum auf der Haben-Seite, dass der Zusammenhalt in der Familie gestärkt worden sei, man Familienzeit sinnvoll nutze, die Kinder selbstständiger seien und sie selbst ihre technischen Fähigkeiten verbessert hätten. Auch mehr als acht von zehn Lehrern berichteten von Fortschritten im Umgang mit digitalen Lehrformen.