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Südafrika wichtigster Handelspartner Österreichs in Afrika

Cyril Ramaphosa, der das Präsidenten-Amt im Februar nach der Absetzung von Jacob Zuma übernommen hat, muss vor allem Armut, Korruption sowie der hohen Arbeitslosigkeit entgegensteuern. Auch das Bildungssystem liegt im Argen, zahlreiche Staatsunternehmen befinden sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Infrastruktur hat erheblichen Aufholbedarf. Das Land bietet dennoch viel Potenzial, zudem gilt Südafrika als Sprungbrett für umliegende Märkte. Ramaphosa, der im kommenden Jahr die Parlamentswahlen gewinnen will, buhlt zurzeit um die Gunst von Investoren, um Geld ins Land zu holen.

Zuletzt wurden sowohl von südafrikanischen als auch internationalen Firmen millionenschwere Investitionsprojekte angekündigt. Darunter sind beispielsweise die Papierproduzenten Mondi mit 8 Mrd. Rand (rund 490 Mio. Euro) und Sappi mit 7,7 Mrd. sowie der Automobilkonzern Mercedes mit 10 Mrd., erklärt Brunner im Rahmen einer Pressereise in Kapstadt. Das lockt meist auch Zulieferer ins Land. "Gerade in der Papierindustrie und am Automobilsektor mischen wir Österreicher auch in Südafrika kräftig mit."

Die Aussichten seien gut, dass die Österreich-Exporte nach Südafrika heuer wieder auf rund 500 Mio. Euro ansteigen, so Brunner. Das war zuletzt 2013 der Fall. 2017 wurden Waren im Wert von 427 Mio. Euro nach Südafrika exportiert. Die Importe beliefen sich im Vorjahr auf 368,8 Mio. Euro.

Insgesamt sind 60 Firmen mit Tochtergesellschaften am südafrikanischen Markt vertreten. 2015 etwa hat Constantia Flexibles die Übernahme der Verpackungsfirma Afripack abgeschlossen, 2016 übernahm der Backmittelhersteller Backaldrin die Mehrheit am Vertriebspartner Austrian Premics. Alpla schluckte 2017 den südafrikanischen Marktführer Boxmore Packaging mit über 1.000 Mitarbeitern. Die Strabag baut mit einem lokalen Partner zurzeit die höchste Brücke Afrikas, Andritz ist im Infrastrukturbereich ebenso stark vertreten.

Auch KTM ist in Südafrika tätig und bringt hier jährlich rund 3.200 Motorräder auf die Straße. Die Umsätze bewegen sich konstant zwischen 350 und 400 Mio. Rand, obwohl der Markt schrumpft, so Franziska Brandl, die das Südafrika-Geschäft leitet. "Es ist ein Luxusprodukt." Red Bull verkauft in Südafrika 100 Millionen Dosen pro Jahr, viele davon in den Townships, wo die ärmere Bevölkerung lebt, erzählt Dominic Malan, Marketing-Manager von Red Bull in Südafrika. "Österreich verdient acht mal mehr mit dem Verkauf von Red Bull als Südafrika mit dem Verkauf von Wein", meint Tim Harris von Wesgro, der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsagentur des Western Cape, zu den Handelsbeziehungen mit Österreich.

Südafrika zählt zu den zehn größten Weinproduzenten der Welt, der Löwenanteil wird am Kap angebaut. Auch Österreicher haben sich hier niedergelassen und widmen sich dem Wein: Das Weingut Constantia Glen in der Nähe von Kapstadt zum Beispiel ist im Besitz der Vorarlberger Textilfamilie Waibel. Während viele andere Winzer oft mit Wasserknappheit zu kämpfen haben, ist dieses Weingut durch seine Lage in einem Talkessel vor Dürren bisher weitgehend verschont geblieben. Ein Großteil der Weine wird exportiert, auch der burgenländische Weinbauer Leo Hillinger produziert zwei südafrikanische Sorten mit Constantia Glen.

Südafrikas Weingüter bedienen aber nicht nur den Export, sondern sind auch eine Attraktion für Reisende. 2017 landeten knapp 30.000 österreichische Touristen in Südafrika. Der Tourismus gilt als Jobmotor und ist damit ein wesentlicher Hebel zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit von über 28 Prozent. Um den Wirtschaftszweig, der laut WKÖ 2016 3 Prozent des südafrikanischen BIP ausmachte, anzukurbeln, hat Ramaphosa unter anderem angekündigt, Visa-Anträge zu vereinfachen. Auch die AUA rechnet mit einem Tourismus-Boom am Kap der Guten Hoffnung und hebt, nach 19 Jahren Pause, im Winterflugplan zweimal pro Woche Richtung Kapstadt ab.

Die Branche hat heuer einen kleinen Dämpfer erlitten - Grund dafür war die Dürre in der ersten Jahreshälfte, die besonders im Raum Kapstadt zu einer Wasserknappheit führte und weltweit durch die Medien ging. Die Kapstädter reduzierten ihren Verbrauch daraufhin um 45 Prozent. "Wir wissen, wie man sich in eineinhalb Minuten duschen kann", erzählt Otto Stehlik, österreichischer Honorargeneralkonsul in Kapstadt und Gründer der Protea-Hotels. Mittlerweile habe sich die Wasser-Situation wieder entspannt. Südafrika habe auch auf die Kriminalität im Land reagiert, die Sicherheit habe sich verbessert. "Afrika hat eine Zukunft", ist Stehlik überzeugt.

Zu den größten Herausforderungen des Landes zählt die hohe Arbeitslosigkeit - daran ist auch das schlechte Bildungssystem schuld. Offiziellen Zahlen zufolge liegt die Arbeitslosenquote zurzeit bei 28 Prozent, bei den 15- bis 34-Jährigen haben über 50 Prozent keinen Job. Zudem ist Südafrika von enormer Ungleichheit geprägt, Arm und Reich klaffen hier unübersehbar auseinander.

Oft sind es nur wenige Autominuten, die mondäne und streng abgesicherte Wohnhäuser mit Blick auf das Meer von den Townships mit eng aneinander liegenden Häusern aus Wellblech trennen. Um die Ungleichheit, die vor allem in ärmeren Gegenden zu Kriminalität und Gewalt führt, zu reduzieren, müsste sich eine Mittelschicht bilden - "ähnlich wie in China", sagt der österreichische Botschafter in Südafrika, Johann Brieger und betont die hohe Bedeutung eines wirtschaftlich starken Standorts im Süden Afrikas.

Zu den Hauptfaktoren für die hohe Arbeitslosenrate zählen das schlechte Bildungssystem, große Probleme die erste Anstellung zu finden und die ungleiche Verteilung von Arbeitsplätzen zwischen ländlichem und urbanem Raum, heißt es von der Wirtschaftskammer (WKÖ). Verschiedene Maßnahmen hätten bisher kaum Wirkung gezeigt, obwohl die Bildungsausgaben mit 6,5 Prozent des BIP vergleichsweise hoch sind, so der WKÖ-Wirtschaftsdelegierte in Südafrika, Johannes Brunner.

"Wird eine Schule gebaut, dann werden die Klassen oft mit 50 Kindern vollgepackt oder es werden Schulgebühren erhoben, die von der armen Bevölkerung nicht bezahlt werden können", sagt Susanne French, die sich neben ihrem Job als Flugbegleiterin seit Jahren für Bildung in Südafrika, vor allem im Township Capricorn bei Kapstadt, einsetzt.

Deshalb sind private Initiativen "eine der tragenden Säulen im Bildungsbereich Südafrikas, insbesondere wenn es um soziale Brennpunkte geht", erzählt sie. 70 Prozent der Bewohner des Townships Capricorn haben keinen Job, die meisten sind Analphabeten. 2018 wurde dort die Volksschule i-Themba eröffnet, die zurzeit Platz für 105 Kinder bietet. Die Kinder stammen aus den ärmsten Familien dieses Vororts, viele sind unterernährt. Die Schule soll weiter ausgebaut werden, langfristig sollen hier 700 Kinder unterrichtet werden. Gesponsert wird das Projekt vor allem vom Lufthansa-Konzern.

Auch zahlreiche andere Bildungsprojekte werden mit privaten Spendengeldern finanziert. "Es braucht Hilfe aus Europa, auch auf pädagogischer Ebene", so French. Auch Brunner bestätigt die hohe Nachfrage nach Bildungsleistungen. "Das spannt sich von der Grundschule, über die Berufsausbildung bis zum Maturaabschluss." Er sieht in diesem Zusammenhang viel Potenzial für innovative e-learning-Lösungen.

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