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Von Zecke bis Durchfall: Reisekrankheiten in Europa

Unter Reisekrankheiten versteht man all die gesundheitlichen Risiken, "mit denen ein Reisender in seiner Heimat eher nichts zu tun hat", erklärt Christian Schönfeld, Arzt für Reise- und Tropenmedizin. Abhängig sind diese immer von den Hygienestandards und dem Klima am Reiseziel.

So kann eine Durchfallerkrankung sowohl in der Heimat, als auch im europäischen Ausland auftreten. "Von Norden nach Süden gibt es in Europa ein Hygienegefälle", sagt Schönfeld. Daher sind Infektionskrankheiten in Südeuropa wahrscheinlicher.

Um Krankheiten zu vermeiden, ist das Wichtigste das regelmäßige und gründliche Händewaschen mit Seife. "Seife entfernt Dreck, Fette, sowie die darunterliegenden Keime und Erreger massiv", so Schönfeld. Ist die oberste Schmutzschicht von der Haut entfernt, kann im zweiten Schritt ein Desinfektionsmittel verwendet werden.

Einen anderen Tipp gibt der Reisemediziner zum Leitungswasser. "Bei uns sind mehrstufige Kläranlagen die Regel. Woanders kann es passieren, dass Wasser direkt aus dem Erdreich abgepumpt wird." Reisende sollten Trinkwasser im Zweifel lieber abkochen oder in Plastikflaschen kaufen.

Lebensmittel, die in den betroffenen Ländern mit Grundwasser gewässert werden, sollten eher nicht gegessen werden. Dazu zählt beispielsweise roher Salat. Durch die häufige Wässerung könnten sich viele Bakterien und Viren an den Lebensmitteln befinden. Obst sollte lieber geschält, Gemüse vor dem Verzehr gut abgekocht werden. Möchte man nicht auf etwas Frisches verzichten, so kann man etwa Tomaten vor der Zubereitung mit siedendem Wasser übergießen. Das tötet die meisten Krankheitserreger ab.

Es empfiehlt sich außerdem immer etwas Seife dabei zu haben. "Seife ist auch der ideale Tipp, wenn man mal von einem Tier gebissen wurde", sagt Schönfeld. Wenn man nach einem Biss durch einen Hund die Wunde 10 bis 15 Minuten mit Seife auswäscht, hat man "viele Keime beseitigt und die Entzündungsgefahr drastisch reduziert", so Schönfeld. Falls sich in der Wunde auch Tollwutviren befinden, würde man sie durch die Seife teilweise zerstören. Denn dabei werden die "Tollwutviren entfettet und sie verlieren ihre Infektiosität".

Auch beim Thema Mücken und Zecken ist Vorbeugung wichtig. "Weltweit gibt es etwa 3.500, hierzulande wohl 50 Stechmückenarten", informieren Forscher. Allerdings begünstigen "Klimawandel und Globalisierung die Einschleppung nicht-heimischer Arten".

Gegen Mückenstiche und potenzielle Virusinfektionen hilft vor allem lange Kleidung. Moskitonetze sind gegen nachtaktive Mücken nützlich. Grundsätzlich sollte man sich Tag und Nacht schützen, da sowohl tag- als auch nachtaktive Mücken Krankheiten übertragen.

Eine wirkungsvolle Maßnahme sind dabei auch Mückenschutzmittel zum Auftragen auf der Haut. Diese Mittel sorgen dafür, dass die Insekten den Geruch des Menschen nicht mehr wahrnehmen. Sie sind auch wirkungsvoll gegen einheimische Zecken.

"Jede Zeckenart hat ihr eigenes Repertoire an Krankheitserregern", sagen Parasitologin. Durch den Gemeinen Holzbock werden vor allem Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Gegen FSME können sich Reisende impfen. Einen Impfstoff gegen Borreliose gibt es noch nicht.

Wichtig ist, dass sich alle Urlauber mit den Standardimpfungen schützen. Experten empfehlen in der jährlichen Übersicht zum Beispiel Auffrischungen und die regelmäßige Impfung gegen Grippe für ältere Menschen.

"Südlich der Alpen und östlich der Oder sollte man an Hepatitis A denken und impfen", rät Schönfeld. Gegen Typhus empfiehlt der Experte keine Impfung, da sie "nur zu 60 Prozent Schutz bietet" und es in Europa in den letzten Jahren nur zu wenigen Typhus-Erkrankungen kam. Auch gegen Typhus ist Hygiene der beste Schutz.

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