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Armenien und Aserbaidschan werfen einander neue Angriffe vor

"In Richtung Dschermuk hat der Gegner Kampfdrohnen eingesetzt", sagte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Aram Torosjan, am Mittwoch. Auch das nördlich davon gelegene Dorf Werin Schorscha sei attackiert worden. 

Die Angriffe hätten sich im Laufe des Tages verschärft, auch Fahrzeuge der russischen Friedenstruppe seien unter Feuer genommen worden, heißt es weiter. Baku dementierte die Vorwürfe aus Eriwan und warf dem Nachbarn seinerseits Angriffe vor. Demnach beschieße das armenische Militär Stellungen der Aserbaidschaner im Gebiet Kalbadschar im Westen Aserbaidschans. Dabei setzten die armenischen Truppen auch schwere Waffen wie Haubitzen ein. Unabhängig waren die Aussagen zunächst nicht zu überprüfen.

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Der armenische Vize-Außenminister Parujr Howhannisjan warnte indes vor einem neuen Krieg. In einem Reuters-Interview rief er die Großmächte am Mittwoch dazu auf, der Kaukasus-Region mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um einen erneuten Ausbruch der Feindseligkeiten zu verhindern. Er warf Aserbaidschan vor, den Ukraine-Krieg für Vorstöße auf armenisches Territorium auszunutzen.

Aserbaidschan bot unterdessen dem Nachbarland die Übergabe von 100 getöteten armenischen Soldaten an. Aserbaidschan rufe "zur Feuerpause" auf und sei "einseitig bereit, die Leichen von 100 armenischen Soldaten an Armenien zu übergeben", erklärte am Mittwoch die staatliche aserbaidschanische Kriegsgefangenen-Kommission.

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Im Schatten des Ukraine-Kriegs waren in der Nacht auf Dienstag schwere bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ausgebrochen. Nach Angaben von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan kamen dabei mindestens 105 eigene Soldaten ums Leben. Auch Baku berichtete von Verlusten. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld an der neuen Eskalation.

Armenien und Aserbaidschan bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Im Herbst 2020 hatte Armenien einen Krieg gegen seinen Nachbarn verloren. Infolgedessen musste das Land die Kontrolle über den Großteil des mehrheitlich von Armeniern bewohnten Berg-Karabachs aufgeben. Damals wurde eine russische Friedenstruppe zum Schutz der Waffenruhe in der Region stationiert. Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens im Kaukasus, während die Türkei in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans agiert. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Konflikten wurde diesmal nach armenischen Angaben nicht die Exklave angegriffen, sondern Stellungen im Kernland Armenien.