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Coronajahr hievt Spar an die Spitze im Lebensmittelhandel

Während Spiel- und Elektrowarengeschäfte oder Schreibwarenhändler wochenlang zusperren mussten, galt der Lockdown für den Lebensmittelhandel nie. Dem heimischen Handelskonzern Spar bescherte das ein kräftiges Umsatzplus und die Marktführerschaft. Erstmals in der Geschichte überholte Spar den Erzrivalen Rewe. Von der Politik wünscht sich der seit Jahresbeginn neue Spar-Chef Fritz Poppmeier eine möglichst baldige Rückkehr zu normalen Öffnungszeiten. "Das würde Kundenströme entzerren und wäre ein Schritt in Richtung Normalität, die wir ja alle so dringend ersehnen", sagte der Manager zur APA. Derzeit müssen die Geschäfte um 19 Uhr schließen.

2020 stiegen die brutto Verkaufsumsätze von Spar in Österreich deutlich um fast 16 Prozent auf 8,32 Mrd. Euro. Dadurch hat das Unternehmen 1,8 Prozentpunkte Marktanteil dazu gewonnen und liegt nun mit 34,6 Prozent an der Spitze des heimischen Lebensmittelhandels. "Damit wurde Spar erstmals in der Geschichte des Unternehmens Marktführer in Österreich", sagte Poppmeier.

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Mehr als zwei Jahrzehnte dominierte der deutsche Handelskonzern Rewe den österreichischen Markt mit seinen Linien Adeg, Billa, Bipa, Merkur und Penny. Schon 2019 stagnierte der Marktanteil von Rewe, während jener von Spar zulegte. Für Poppmeier ist die nunmehr erreichte Marktführerschaft das Ergebnis einer "langjährigen Wachstumsführerschaft", Spar sei über mehr als zehn Jahre stärker als die Branche gewachsen, so der Handelsmanager, der Anfang des Jahres dem langjährigen Spar-Chef Gerhard Drexel nachfolgte. "Die ersten beiden Monate des Jahres 2021 bestätigen unseren Vorsprung", so Poppmeier.

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Rewe möchte mehr und mehr weg vom Preiskampf mit Aktionen, das hat das Unternehmen Marktanteile gekostet. Denn Aktionen bringen Kundenfrequenz und damit Umsätze. Spar hat die Aktionsaktivität nach eigenen Angaben im Vorjahr konstant gehalten.

Das Coronajahr brachte dem Salzburger Familienkonzern Spar jedenfalls kräftige Umsatzzuwächse bei seiner Bio-Linie "Spar Natur pur" (plus 28 Prozent), in den Online-Shops (plus 60 Prozent) sowie mit der Eigenmarke für Homeoffice und Homeschooling, "Spar office" (plus 40 Prozent). Auch im Ausland lief das Lebensmittelgeschäft gut: in Nordostitalien, Slowenien, Ungarn und Kroatien erzielte Spar einen Gesamtumsatz von 6,2 Mrd. Euro, ein wechselkursbereinigtes Plus von 6,5 Prozent.

Die Kehrseite der Medaille sind hohe Kosten für Schutzmaßnahmen und Mitarbeiter-Prämien. In allen Ländern seien den fast 90.000 Beschäftigen Corona-Prämien ausbezahlt worden, räumte Poppmeier ein. In Österreich wurden 13 Mio. Euro ausgeschüttet, im gesamten Konzern waren es über 20 Mio. Euro. 36 Mio. Euro seien allein in die Bereitstellung von Masken geflossen. Die Erträge sind dementsprechend nicht so durch die Decke gegangen wie die Umsätze. Das Konzernergebnis vor Ertragssteuern (EBT) stieg nur leicht von 352 auf 353 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote lag 2020 bei 36,1 Prozent (davor 35,3 Prozent).

In Österreich hat Spar nach Eigenangaben über 10 Millionen Gratismasken an die Bevölkerung verteilt. Masken der massiv unter Beschuss stehenden heimischen Firma Hygiene Austria, die einen Teil der Masken in China zugekauft, aber als "Made in Austria" verkauft hat, hat Spar mittlerweile aus dem Sortiment genommen. Derzeit würden die Masken auch umgetauscht oder das Geld dafür zurückgegeben werden, wenn ein Kunde das wünscht. Spar kritisierte den "Etikettenschwindel" und hat bereits angekündigt, sich rechtliche Schritte vorzubehalten. Der Handelskonzern bezieht FFP2-Masken nun aus Europa und Asien.

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Zum Spar-Konzern gehören auch die Sporthandelskette Hervis und 29 Einkaufszentren der Shoppingcenter-Tochter SES. Die staatlich angeordneten Schließungen wegen der Coronapandemie haben dort für herbe Einbußen gesorgt. Die insgesamt 234 Hervis-Geschäfte in Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bayern und Tschechien erzielten einen Gesamtverkaufsumsatz von 470 Mio. Euro, um rund 7 Prozent weniger als 2019. Der Online-Umsatz verdoppelte sich hingegen.

In den Shoppingcentern brachen die Verkaufsumsätze um 13 Prozent auf 2,45 Mrd. Euro ein. Trotz Lockdowns eröffnete aber im Mai 2020 das neue Shoppingcenter Aleja Laibach in Slowenien.

Der Spar-Konzern investierte 2020 rund 720 Mio. Euro und nahm fast 5.000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf, davon alleine 4.200 in Österreich. Alle Geschäftsfelder zusammen genommen belief sich der Brutto-Verkaufsumsatz im vergangenen Jahr auf 16,6 Mrd. Euro. Das Unternehmen zählt im In- und Ausland fast 90.000 Beschäftigte und verfügt über mehr als 3.200 Standorte.

In Österreich beschäftigt Spar über 50.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ist damit einer der größten Arbeitgeber des Landes. Seit Jahresbeginn wendet das Unternehmen den neuen Kollektivvertrag an, also ein neues Gehaltsschema. Berufseinsteiger verdienen künftig mehr, dafür wird die Einkommenskurve insgesamt flacher. Das kostet Spar jährlich mehrere Millionen Euro, aber die Attraktivität der Jobs im Lebensmittelhandel steige dadurch, so das Unternehmen.