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"Der tollste Tag" mit makabrer Note im Stadttheater Mödling

"Nicht stürzen": Diese Aufschrift prangt auf einer riesigen Kiste, der alsbald die Mitwirkenden entspringen. Marcus Ganser hat den Bühnenraum mit mumifizierten Würdenträgern behängt und damit ein unübersehbares Memento Mori gestaltet. Dass auch das mitwirkende Personal teilweise schon recht moribund wirkt, ist nicht zuletzt der Maskenbildnerin Gerda Fischer zu verdanken. Endzeit und Verwesung, Verfall und Untergang der adeligen Herrschaft liegen somit sichtlich in der Luft.

Hermann J. Kogler gibt einen perfiden Grafen Almaviva, der seinen biederen Bediensteten Figaro (Philipp Stix) und Susanne (Lena Antonia Birke) übel mitspielt. Machtmissbrauch, korrumpierte Gerichtsbarkeit und gewaltsame Unterdrückung bilden ein Szenario, in dem sich nur durch Gegengewalt und Revolution wirksamer Widerstand leisten lässt. Keine Frage, dass es hier nicht nur um historischen Hintergrund geht: Es bedürfte gar nicht eingestreuter Anspielungen á la "Ich liebe meinen Grafen", um Assoziationen zur unappetitlichen politischen Gegenwart zu verdeutlichen.

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Aus dem bewährten Ensemble des Theaters zum Fürchten ragt besonders Bernie Feit hervor, der als sturzbetrunkener Gärtner die Situation crasht, um wenig später als kauziger Gerichtsschreiber neben dem gewichtigen Richter Stibizia (Florian Lebek) mimisch und verbal lustvolle Pointen zu schieben. Christina Saginth als Gräfin, Randolf Destaller als Profi-Intrigant, Leopold Selinger als Winkeladvokat, Sibylle Kos, Raimund Brandner, Alduin Gazquez - sie alle bilden ein schräges Panoptikum aus in den Spielen der Macht involvierten Untergängern.

(S E R V I C E - Stadttheater Mödling: Peter Turrini: "Der tollste Tag", nach Pierre-Augustin Baron de Beaumarchais. Regie: Peter M. Preissler, u.a. mit Hermann J. Kogler, Bernie Feit, Christina Saginth, Leopold Selinger. Weitere Aufführungen bis 17. Dezember. Reservierung und Info: Tel. 01 / 544 20 70)