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Familienoberhaupt der Ephrussis erhielt Staatsbürgerschaft

Basis für die Entscheidung ist die seit dem Vorjahr geltende Regelung, wonach Nachkommen von Opfern des NS-Regimes mit ausländischer Staatsbürgerschaft per sogenannter Anzeige auch die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Zuständig ist in Wien dafür die Magistratsabteilung 35, die bereits in 950 Fällen positiv entschieden hat, wie es heute hieß. Darunter ist nun auch Victor de Waal.

Er war im November 2019 von Bürgermeister Ludwig gemeinsam mit zahlreichen Mitglieder der weitverzweigten Familie Ephrussi im Wiener Rathaus empfangen worden. Anlass war damals die Eröffnung der Ausstellung "Die Ephrussis. Eine Zeitreise" im Jüdischen Museum, die der Geschichte der Familie, die einst das Palais Ephrussi an der Ringstraße bewohnte, gewidmet war.

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Angeführt wurde das Familientreffen im Rathaus von Victor de Waal, der als Kind noch im Wiener Palais Ephrussi gespielt hatte. Er selbst wuchs in der Schweiz auf, mit niederländischem Pass, und kennt Wien aus den Besuchen bei den Großeltern. Victor de Waal ist der Vater von Edmund de Waal, der Autor des Buches "Der Hase mit den Bernsteinaugen. Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi". Bei dem Besuch äußerte Victor de Waal seinen Wunsch, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten, berichtete der Bürgermeister. In einem Schreiben informierte Ludwig Victor de Waal nun persönlich, dass nun alle Formalitäten erfolgreich abgeschlossen wurden, hieß es.

Die Ephrussis gelten als eine der bedeutendsten europäisch-jüdischen Familien des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie stammten ursprünglich aus dem russischen Odessa. Die Ephrussis waren erfolgreiche Getreidehändler und Finanzunternehmer, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Wien tätig waren. Ignaz Ephrussi ließ schließlich in den 1870er-Jahren ein vom Architekten Theophil Hansen geplantes Ringstraßen-Palais errichten - heute an der Adresse Universitätsring 14.

1872 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. zum Ritter geschlagen. Das Palais wurde nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 jedoch umgehend "arisiert" und die Familie vertrieben. Möbel und Kunstwerke aus dem Palais wurden geraubt. Bereits ab 1945 bemühte sich die Familie Ephrussi um Restituierung. Viele dieser Verfahren sind laut Stadt bis heute nicht abgeschlossen.