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Künstlerhaus Wien zeigt Koltsovas Klebestreifen-Installation

Sułek betreute die Ausstellung der 1987 in Charkiw geborenen Künstlerin im vergangenen März als Kuratorin des "Polish Cultural Institute" in New York. Für eine mittlerweile auf November verschobene Ukraine-Ausstellung holte das Künstlerhaus Koltsova nach Österreich. Das nun gezeigte Werk ist inspiriert von provisorischen Schutzmaßnahmen, die Menschen in ukrainischen Städten während russischer Bombardements trafen, um Fensterscheiben gegen Druckwellen zu stabilisieren. Ausgestellt sind die mit schwarzem Klebeband in geometrischen Mustern verzierten Fenster im "Red Carpet Showroom" im Eingangsbereich der U-Bahnstation Karlsplatz (Karlsplatz Passage).

Koltsova hob das Projekt kurz nach Beginn der russischen Invasion auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim im Jahr 2014 aus der Taufe. Seither imitierte sie die unfreiwilligen Kunstwerke Notleidender in vielen Ländern Europas und den USA, um die unbändige Kraft von Kunst und Kreativität, die lebensbedrohlichen Situationen trotzt, zu illustrieren. 2016 beklebte sie auf Betreiben des in Berlin lebenden Kurators Nadim Samman die Fenster einer alten Fabrik in Moskau. Zwar geschah dieser Akt künstlerischen Aktivismus' im Rahmen der Moskauer Biennale für junge Kunst. Trotzdem riskierte Koltsova damit für sich und alle Beteiligten eine Haftstrafe.

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Man wolle mit der Ausstellung die Fragilität des Friedens verbildlichen und die Illusion von Sicherheit entlarven. Dafür habe man die U-Bahn-Passage als hochfrequentierten, alltäglichen Ort gewählt, erklärte Alexandra Gamrot vom Künstlerhaus bei der Eröffnung am Mittwoch. Der "Red Carpet Showroom" hinter den beklebten Fenstern bleibe absichtlich leer, um Unmittelbarkeit und das Gefühl zu schaffen, man wäre mittendrin. Mit Blick auf den nach wie vor schwelenden Konflikt sei es "wichtig, den Ball nicht fallen zu lassen. Nur weil es jetzt akut war, heißt es nicht, dass es vorbei ist. Man darf nicht einfach loslassen", unterstrich Gamrot.

Die künstlerische Inspiration in existenzbedrohender Zeit als Faszinosum: "Die in die Fenster geklebten Bänder können Leben retten. Aber sie sprechen auch von einer Wunde, einem Ort, der schmerzt, der noch ganz ist, aber in jedem Moment zu Staub werden kann", wird Sułek auf der Webseite des Künstlerhauses zitiert. "Theory of Protection" verbindet die Unbeugsamkeit menschlicher Kunstfertigkeit mit dem Kampf ums nackte Überleben. Und wird, laut Sułek, zum Symbol erschütternder Ermutigung für all jene, die in Kriegsgebieten leiden: "For now, you must try not to die".

(S E R V I C E - "Theory of Protection" im Red Carpet Showroom in der Karlsplatz Passage; Installation - Daria Koltsova; Ausstellung vom 3. August bis 8. September; weitere Infos: www.k-haus.at)