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Leonardo-Schau im Louvre: Mit Bangen zum Riesen-Hype

Bis zum Schluss war die ab Donnerstag (24. Oktober bis 24. Februar 2020) geöffnete Schau der Superlative auch von diplomatischen Streitereien überschattet. Insgesamt werden mehr als 160 Exponate, darunter 11 Gemälde, über 70 Zeichnungen, Arbeiten seiner Schüler und Kopien nach dem Meister präsentiert. Damit hat das Weltmuseum sein angekündigtes Ziel erreicht: eine "einzigartige Ansammlung von Kunstwerken zusammenzutragen, die nur der Louvre zusammenbringen kann".

Der Louvre besitzt nach eigenen Angaben mit fünf Gemälden die größte Sammlung an Malereien von Leonardo sowie 22 Zeichnungen. Experten schreiben dem Universalgenie derzeit zwischen 15 und 20 Malereien zu. Die geringe Anzahl wird auf seine langsame Arbeitsweise zurückgeführt. Zu den Leonardo-Kunstschätzen des Louvre gehören unter anderem die "Felsgrottenmadonna", "Johannes der Täufer" und die weltberühmte "Mona Lisa", die jedoch in dem frisch renovierten "Salle des Etats" des Louvre zu sehen ist, an ihrem Stammplatz.

Das Werk sei zu fragil, um bewegt zu wegen, erklärte Vincent Delieuvin, einer der beiden Kuratoren der bis zum 24. Februar dauernden Ausstellungen. Gleichzeitig will der Louvre ein zu großes Gedränge vermeiden. Das Museum rechnet mit einem "Leonardo-Hype" und geht von 5.000 bis 7.000 Besuchern täglich aus. Bereits vor der Eröffnung wurden mehr als 180.000 Tickets online verkauft. Ein Besuch ist nur mit vorheriger Reservierung möglich. Allein die "Mona Lisa" soll durchschnittlich 20.000 Menschen täglich anziehen.

Statt zu einer Ausstellung der Superlative wäre die Schau fast zu einem Fiasko geworden. Denn bis zum Schluss gab es um die Leihgaben diplomatische Streitigkeiten zwischen Italien, wo der Renaissancemaler am 15. April 1452 geboren wurde, und Frankreich. Ursprünglich mit Rom vereinbarte Leihgaben wollte die mittlerweile zerbrochene Koalition aus Lega und Fünf Sterne neu verhandeln. Im September konnte Frankreich mit der neuen Regierung der Sozialdemokraten dann eine Einigung finden.

Bis zum Schluss musste der Louvre um Supergemälde bangen. Die Ausleihe der berühmten Zeichnung "Der Vitruvianische Mensch" wurde nach einer Klage erst vor rund einer Woche von einem italienischen Gericht frei gegeben. Aber auch die Eremitage in St. Petersburg verspätete sich, der Ausleihe der "Madonna Benois" zuzustimmen.

Welche Werke fehlen? Die "Madonna mit der Nelke" aus der Sammlung der Alten Pinakothek in München, das einzige Museum in Deutschland, das einen Leonardo besitzt, "Die Dame mit dem Hermelin" des Nationalmuseums in Krakau und "Die Anbetung der Könige aus dem Morgenland" aus den Uffizien in Florenz. Für sie war ein Transport aus konservatorischen Gründen nicht möglich.

Und noch ein Werk sucht man vergeblich: den "Salvator Mundi", das teuerste Gemälde der Welt. Es wurde 2017 bei Christie's für 450 Millionen US-Dollar verkauft - und seitdem nicht mehr öffentlich gesehen. Der saudische Prinz Badr bin Abdullah soll es im Auftrag des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ersteigert haben, wie es hieß. Später hörte man, dass er es für das Ministerium für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi erworben haben soll.

Das Gemälde sollte im vergangenen September feierlich im Louvre Abu Dhabi ausgestellt werden. Doch das Event wurde ohne Begründung abgesagt. Der Louvre hat bisher vergeblich um die Ausleihe des Bildes angefragt, dessen Urheberschaft umstritten ist.

Sollte der "Salvator" noch kommen, könnte der Louvre mehr dazu sagen, erklärte Delieuvin. Ihm zufolge sind heute etwa 22 Gemälde des "Erlösers der Welt" identifiziert. Eines ist in der Ausstellung zu sehen. Laut Katalog soll es sich um eine Version handeln, die unter Anleitung Leonardos von einem seiner Schüler angefertigt wurde. Das Bild stellt einen Christus dar, wie er aus der Dunkelheit auftaucht und die Welt mit einer Hand segnet.

(S E R V I C E - www.louvre.fr)

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