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Ohne Triumph: Peymann eröffnete Saison in der Josefstadt

Unter Einhaltung der coronabedingt strengen Sicherheitsvorkehrungen strömte das Publikum zur Saisoneröffnung diszipliniert durch die sechs verschiedenen Eingänge auf seine Plätze, wo die meisten den Mund-Nasen-Schutz erst gar nicht abnahmen. Der nun luftiger gestaltete Zuschauerraum und die frei bleibenden Sitze boten ein ungewöhnliches Bild, das Konterfei Thomas Bernhards - mit Teufels-Hörnern und rot blitzenden Augen - thronte über der Bühne. Vor Beginn der Premiere war eine aufgeregte Spannung zu spüren, die im Laufe des zweieinhalbstündigen Abends jedoch rasch verflog.

Das Bühnenbild von Achim Freyer präsentiert sich als mit dunkelroten Vorhängen ausgestaltete Kulissenbühne, in deren Mitte ein rundes, abfallendes Plateau als Bühne dient. Auf dieser bot das Ensemble sechs Bernhard-Dramolette, denen das Eine gemeinsam ist: die Demaskierung der Nazis in der Mitte der Gesellschaft. Zwar hatte das Theater in der Josefstadt das Stück "aus gegebenem politischen Anlass" programmiert - ursprünglich war Bernhards "Ein Fest für Boris" geplant gewesen - aktuelle Bezüge lässt Peymanns auch ausstattungsmäßig in den 1960er-Jahren verharrende Inszenierung jedoch vermissen.

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Zwar zeigte das Ensemble - allen voran Berhard Schir, Sandra Cervik und Michael König - in multiplen Rollen - solide Wandlungsfähigkeit, der große Wurf, ein ernst zu nehmender mahnender Moment oder gar ein aufrüttelnder Theaterdonner, blieb jedoch aus. Das Publikum würdigte im Schlussapplaus vor allem die Ensembleleistungen und schließlich Peymann, weil er eben Peymann ist.