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Placido Domingo feierte 80er in der Staatsoper

Erst 2001 war Verdis Frühwerk mit dem berühmten Gefangenenchor das erste Mal an der Staatsoper zu sehen. Die mögliche Parallele zwischen den Hebräern in der Gefangenschaft der Assyrer und einer Kulturwelt im Würgegriff von Corona war jedoch nicht der primäre Anlass, das Werk in den Streaming- und Aufzeichnungsreigen mit aufzunehmen. Es war der 80. Geburtstag von Opernstar Placido Domingo in der Titelpartie. Einen Tag nach dessen Jubeltag wurde am gestrigen Freitag die Inszenierung vor weitgehendem leerem Haus aufgezeichnet - mit Ausnahme einzelner professioneller Beobachterinnen und Beobachter.

Günter Krämers Inszenierung ist auch 20 Jahre nach ihrer Premiere immer noch zeitlos minimalistisch, doch Domingo, der diese bereits aus Auftritten 2014 und 2015 kennt, verleiht dem strengen Setting eine menschliche Komponente. Ungeachtet einer erstaunlichen Vitalität in Körper und Stimme für seine 80 Jahre, umweht den spanischen Ex-Tenor und Neo-Bariton mittlerweile ein Hauch von Fragilität - was seiner Rolle des strauchelnden Patriarchen und Herrschers eine zweite Ebene verleiht, den Mann, der an seiner Hybris zu scheitern droht, menschlicher erscheinen lässt.

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Flankiert wurde der Auftritt des Routiniers von zahlreichen Rollen- respektive Hausdebüts. Nach seinem umjubelten Einsatz in der "Madama Butterfly" unterstrich der junge Italo-Brite Freddie De Tommaso als Ismaele seine Position als einer der neuen Ensemblestars, während Riccardo Zanellato als Priester Zaccaria einen klaren, ungrundeligen Bass bei seinem ersten Einsatz an der Staatsoper präsentierte. Und die italienische Sopranistin Anna Pirozzi bewältigte die halsbrecherische Rolle der Parademegäre Abigaille, die Verdi für seine Ehefrau in spe, Giuseppina Strepponi, geschrieben hatte, über weite Strecken mit klarem, geerdetem Ansatz, der einzig in den höchsten Ebenen bisweilen entglitt.

Und so erwuchs unter dem etwas wankelmütigen Dirigat von Marco Armiliato an der Staatsoper wieder ein durchaus gelungener Opernabend. Und doch verdeutlichte ein Moment wie unter einem Brennglas, was der Kulturwelt derzeit schmerzlich verloren ist: Als der Chor nach dem Ende der Oper auf offener Bühne zu einem "Happy Birthday" für den seit 1967 an der Staatsoper engagierten Placido Domingo anhub. Hier gab es kein Spiel in den leeren Raum, sondern das Wechselspiel von Sender und Adressat.

(S E R V I C E - "Nabucco" aus der Wiener Staatsoper am 24. Jänner ab 20.15 Uhr auf ORF III und zu einem späteren Zeitpunkt auf Ö1.)