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Salzburger Festspiele erinnern an geplante Festspielhäuser

"Die Festspiel-Idee war von Anfang an verbunden mit einer Festspielhaus-Idee", erinnerte Rabl-Stadler. Schon der Verein, der sich für Salzburger Festspiele stark machte, habe "Festspielhaus-Verein" geheißen. Die historischen Festspielhausprojekte spiegeln ihre jeweilige Zeit wider, aus heutiger Sicht wären - nicht nur die monumentale Verbauung des Kapuzinerbergs durch das NS-Regime - kaum denkbar. Mit einem geladenen Wettbewerb haben die Festspiele nach künstlerischen Ideen für die Auseinandersetzung mit drei Standorten gesucht. Die Jury unter dem Vorsitz von Katharina Blaas-Pratscher entschied sich für Konzepte von Esther Stocker, Werner Feiersinger und Isa Rosenberger. Ein vierter Entwurf - jener der Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll in Zusammenarbeit mit Projektleiter Norbert Mayr - für den Schlosspark Hellbrunn war nicht vom Wettbewerb umfasst, wird aber ebenfalls umgesetzt.

Das erste Mozart-Festspielhaus hätte auf einer Wiese zwischen dem heutigen Museum der Moderne und dem Hotel Schloss Mönchsstein entstehen sollen. An diesem Standort wird die Wiener Künstlerin Esther Stocker eine dreiteilige Knitterskulptur realisieren. Dünnes Metall soll wie zerknittertes Papier an drei Positionen des angedachten Grundrisses des historischen Entwurfs der Architekten Fellner & Hellmer auf der Wiese arrangiert werden. Auf dieses "Papier" werden Texte und Skizzen aus der 1890 entstandenen Broschüre "Das Mozart-Festspielhaus in Salzburg" gedruckt.

Der Wiener Werner Feiersinger hat sich mit dem 1942/43 entstandenen Projekt eines Festspielhauses auf dem Kapuzinerberg auseinandergesetzt. Er verkehrt die riesigen Dimensionen des Entwurfs von Architekt Otto Reitter ins Gegenteil: Auf einer Lichtung im Buchenwald des Kapuzinerbergs wird auf einem weißen Tisch ein kleiner, weißer Bronzeabguss des Modells des monumentalen Rundbaus stehen, eine Intervention, die die Proportionen verschiebt.

Am Rosenhügel im Mirabellgarten nähert sich Isa Rosenberger mit einem dreiteiligen Portalrahmen an ein von Clemens Holzmeister 1950/51 angedachtes Festspielhaus an. Das dreiteilige Portal hätte von der Hinterbühne auf eine Freilufttheaterfläche im Garten geführt. Die Umrisse der drei großen Portale - ein goldlackierter Stahlrahmen - öffnen den Blick für diesen Theaterraum und machen die Kulisse von Mirabellgarten, Altstadt und Festung zur Bühne für die Besucher.

Das vierte Projekt befasst sich mit dem 1920 entstandenen Entwurf für ein Festspielhaus in Hellbrunn. Der deutsche Architekt Hans Poelzig hatte einen riesigen kegelförmigen Bau mit Wandelgängen angedacht. Das Gebäude wäre 160 Meter lang gewesen, auf einer mit Vermessungsstäben markierten Achse werden die Dimensionen des Projekts im Schlosspark und dem angrenzenden Zoo Hellbrunn sichtbar werden.

Die Installationen sollen ab Mitte Mai bis Ende Oktober zu sehen sein. Die Festspiele investieren 100.000 bis 120.000 Euro aus dem für Jubiläumsaktivitäten vorgesehen Budget in das Architekturprojekt, das mit einer Broschüre für einen Stadtrundgang zu den Werken ergänzt wird.

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