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Salzburger Festspiele: Viel Applaus für "Jugend ohne Gott"

Vor einem dichten Bühnenwald - der den Schauplatz eines Jugendlagers darstellt, auf dem ein Großteil der Handlung des 1937 bei einem Exilverlag in Amsterdam 1937 erschienenen Buches spielt - entwickelt sich das Geschehen langsam und bedächtig. Im Zentrum steht Jörg Hartmann als Lehrer, der zunächst in heutigem Outfit ein Bekenntnis zu "unserem Führer" ablegt, dem man alles verdanke, sich nach Anlegen seines Bühnenanzugs jedoch als grüblerischer Skeptiker entpuppt, der die fanatisierte Jugend damit verblüfft, auch in Afrikanern Menschen zu sehen, und sich damit Schwierigkeiten einhandelt.

Als "ein Buch über die Frage nach Opportunismus und Mut" hatte Ostermeier den Horvath-Roman gelesen: "Wie viel ist man bereit, von seinem eigenen Leben, seiner sozialen Stellung, seinem Beruf oder, wie es im Buch heißt, 'von seiner Pensionsberechtigung' zu opfern und für die Wahrheit aufzustehen?" Es geht ihm, trotz kleiner Anspielungen auf die Gegenwart und einigen kurzen Filmzuspielungen aus der NS-Zeit, in seiner 135-minütigen pausenlosen Inszenierung um diese Grundfrage. Der Kriminalfall rund um einen im Jugendlager ermordeten Schützling verlangt dabei den Zuschauern auch angesichts der vielen Mehrfachbesetzungen im insgesamt achtköpfigen Ensemble einiges an Konzentration ab.

Die Inszenierung wird bis 11. August noch sieben Mal in Salzburg gezeigt, ab 7. September ist die Aufführung an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin zu sehen.

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