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Schau im Weltmuseum thematisiert Eingriffe in Natur

"Ich hatte mich schon länger mit der Problematik des Insektensterbens in Europa beschäftigt", sagte Prüfer am Dienstag bei einem Pressetermin. In seiner Heimat Deutschland seien bereits 70 Prozent der Insekten ausgestorben. "Ich habe aber gemerkt, dass dem Thema geringe Aufmerksamkeit geschenkt wird. Darum wollte ich sehen, wie eine Welt ohne Insekten aussieht und bin nach China gereist."

Eine von Mao Zedong 1958 initiierte Kampagne zur Ausrottung der "vier Plagen" - Ratten, Fliegen, Stechmücken und Spatzen - führte zu einem massiven ökologischen Ungleichgewicht. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar, in Regionen der Provinz Sichuan "verharrt die Natur in hörbarer Stille", wie es im Begleittext zur Ausstellung heißt. Allerdings soll "Fruits of Labour" kein Fingerzeig auf China sein, sondern vielmehr wird der Bogen nach Europa und Österreich gespannt - etwa anhand von Präparaten aus der Sammlung des NHM von hierzulande ausgestorbenen Wildbienen.

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Prüfers Arbeiten "sind hoch ästhetisch, wunderschön, aber auch sehr beunruhigen", betonte Museumsdirektor Johnathan Fine. Sie sollen eine kritische Diskussion fördern und zum Nachdenken bewegen, umsichtig mit dem fragilen Ökosystem, in dem wir leben, umzugehen.

In einem Raum zeigen großformatige "Honey Pictures" den Vorgang der Handpollination, in Schaukästen gegenübergestellt sind dabei verwendete Werkzeuge. "Honig hat in unserer Vorstellung mit Heilung zu tun", erklärte Prüfer die Intention, seine Fotos mit Honig zu bearbeiten. "Gleichzeitig nimmt der Honig, sobald er kristallisiert, eine Bildinformation auf. Er schließt etwas ein." Visuell erinnern die Werke an Bernstein - und wie die in diesem fossilen Harz konservierten Insekten, sind die Menschen als Teil der Natur in den "Honigfotos" eingeschlossen.

In einem anderen Raum begegnet man einer Installation Prüfers, hunderte mit Honig gefüllte Reagenzgläser bilden eine Art überdimensionalen Luster. "Das Verhalten der Bienen im Stock wurde auf diesen Kronleuchter übertragen", so der Künstler. An der Wand hängt eine Fotografie eines Baumes in Blüte: "Diesen durfte ich in China per Hand bestäuben", erläuterte Prüfer. Ein Bild daneben zeigt die einzige Birne, die er nach einem Jahr ernten konnte. Diese wurde schließlich in Bronze gegossen.

Im letzten Raum beschäftigt sich Prüfer mit dem Verhältnis Natur und Kultur. Unterschiedlichen Vogelnestern sind Keramikschalen in Form dieser "Behausungen" gegenübergestellt. "Im Endeffekt ist sowohl der Vogel, als auch der Mensch zum einen ohne das Nest, zum andere ohne seine Kulturprodukte nicht lebensfähig", sagte der 37-Jährige im APA-Gespräch. "Das eine ist aus einem evolutionären Vorgang entstanden, das andere aus einem kulturellen. Mich interessieren genau diese Schnittstellen."

(S E R V I C E - "Fruits of Labour" im Weltmuseum Wien, kuratiert von Maximilian Prüfer und Bettina Zorn, 18. Mai bis 9. Juli 2024, täglich außer Mittwoch 10 bis 18 Uhr, Dienstag 10 bis 21 Uhr, www.weltmuseum.at)