News

Schriftsteller Boris Pahor mit 108 Jahren gestorben

Boris Pahor, der in dem Triester Vorort Prosecco lebte, gilt als der international bekanntester Vertreter der kritischen slowenischen Gegenwartsliteratur. Nach dem Anschluss Triests an Italien 1918 musste der zur slowenischen Minderheit gehörende Pahor 1920 mit ansehen, wie die Faschisten das slowenische Kulturhaus (Narodni Dom) anzündeten. Nach dem Besuch der slowenischen Volksschule war ihm der Gebrauch der Muttersprache unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini verboten.

Pahor besuchte das Gymnasium in Koper und das Priesterseminar in Görz, wo er zwei Jahre lang Theologie studierte. Er war während des Zweiten Weltkriegs in vier NS-Konzentrationslagern interniert. Seine damaligen Erlebnisse hat er in dem von Literaturkritikern hochgelobten Werk "Nekropolis" verarbeitet. Zu seinen Werken, die in deutscher Übersetzung vorliegen, zählen "Villa am See", "Die Verdunkelung", "Nomaden ohne Oase", "Im Labyrinth" und "Geheime Sprachgeschenke".

Alle Inhalte anzeigen

Über viele Jahre war er Herausgeber der Zeitschrift "Zaliv" ("Die Bucht"). 2004 begann der Kitab-Verlag in Klagenfurt mit der systematischen Herausgabe seines Werks in deutscher Übersetzung. Novellen wurden auch ins Ungarische und Serbokroatische übersetzt.

Im Jahr 2007 wurde Pahor vom damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen. Das ist die ranghöchste Auszeichnung des Landes. Seit 2009 war er ordentliches Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste. 2010 wurde er mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Anlässlich seines 108. Geburtstags im vergangenen August hatte er einen Besuch des italienischen Journalisten Walter Chiereghin, der ihm sein neu erschienenes Buch mit dem Titel "Boris Pahor, Schriftsteller ohne Grenzen" überreichte.