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Stephen King hat eine neue Horrorstory geschrieben: "Später"

Jamie Conklin, der Protagonist in "Später", kann tote Menschen sehen. "Allerdings ist es nicht so wie in dem einen Film mit Bruce Willis", hält er fest. Jamie kann mit ihnen auch sprechen, und sie müssen ihm die Wahrheit sagen. Für seine Mutter, eine Literaturagentin in Finanznöten, nützt er seine Gabe, um von einem eben verstorbenen Schriftsteller den Inhalt seines noch nicht geschriebenen letzten Bandes einer Bestsellerserie zu erfahren. Doch schon bald muss Jamie erkennen, dass sich nicht alle Toten so freundlich wie der verblichene Autor verhalten - und dass angebliche Freunde schnell zu Feinden werden können.

"Später" ist, ganz der Ankündigung entsprechend, eine Horrorstory mit übersinnlichen Phänomenen, einem bösen Geist und Splatter-Szenen. Aber der Name King bürgt dafür, mehr als eine simple Schauermär aufzutischen. Auch wenn es diesmal keine mehr oder weniger versteckten politischen Botschaften gibt (außer vielleicht, dass der Name eines ganz bösen Charakters im Buch, Thumper, ein wenig an Trump erinnert), so versetzt der 73-Jährige seine neueste Horrorstory mit Elementen aus Krimi, Familiendrama und Coming-of-Age.

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Wie in vielen King-Klassikern (von "Es" über die als "Stand By Me" verfilmte Kurzgeschichte "Die Leiche" bis zum jüngeren "Joyland") steht in "Später" ein junger Mensch im Mittelpunkt, der sich plötzlich mit Albträumen aus der Schattenwelt, aber auch mit der bitteren Realität (Mord, Inzest und Drogen) konfrontiert sieht. Oder wie es der Verlag im Beipackzettel zum Buch formulierte, handelt es sich um "eine Geschichte vom Groß-und-stark-Werden". Jede Seite dabei ist ein Page-Turner: Einmal mehr beweist sich King als Perfektionist einer Erzähltechnik, die zum Verschlingen seines Romans zwingt.

Knapp 300 Seiten könnte man im Stephen-King-Kosmos fast als Novelle bezeichnen. Mehr Umfang braucht es für diese Nobel-Trash-Story mit einigen überraschenden Wendungen - auf die der Autor in klassischer King-Manier ein paar Seiten davor mit kryptischen Ankündigungen neugierig macht - gar nicht. Insider dürfen schmunzeln, wenn King das "Ritual von Chüd" (aus "Es") ausgräbt oder sich seine Protagonisten über einen Schriftsteller lustig machen, der seine Geschichte stets am gleichen Ort ansiedelt. "Später" spielt diesmal allerdings nicht in Maine, sondern in New York.

(S E R V I C E - Stephen King, "Später", übersetzt von Bernhard Kleinschmidt, Heyne Verlag, 304 Seiten, 22,70 Euro)