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UN-Klimakonferenz mit offenem Ausgang geht ins Finale

Die Konsultationen auf Ministerebene haben aber auch am Mittwoch erst wirklich Fahrt aufgenommen. Vier Teams versuchen sich, beim wichtigen Artikel 6 für das "Rulebook" von Paris einen Konsens zu finden, weitere Themen müssen unter der Leitung der chilenischen COP-Präsidentschaft gelöst werden. Die Aufgaben sind großteils noch dieselben wie zu Beginn der COP.

Auf lange Verhandlungsnächte kann man sich auf jeden Fall einstellen, und am Ende vielleicht auf einen "Konsens durch Erschöpfung" ("consensus by exhaustion") hoffen, sagte ein Insider im Gespräch mit der APA. Wann diese Einigung tatsächlich eintritt, ist nicht abzusehen: Sogar bis Sonntag könnten die Verhandlungen andauern, ebenso sei aber auch denkbar, dass der UN-Klimagipfel ohne ein Ergebnis zu Ende gehen könnte.

Nur noch schwach schlage das Herz des Pariser Abkommens, kommentierte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan gestern Mittwoch die Lage in Spaniens Hauptstadt, "wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, sind wir verloren", prophezeite da UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Dramatische Aufrufe auf der einen Seite, eine gewisse Dramaturgie beim Ablauf der Verhandlung auf der anderen: Auch die Klimakonferenzen der Vergangenheit entwickelten sich immer wieder zu nervenaufreibenden Angelegenheiten, die am Ende in nächtelangen Sitzungen mündeten.

In Madrid könnte der Artikel 6 zum Auslöser für solche Sitzungen werden, denn Brasilien weigert sich hier dem Vernehmen nach wie schon zuvor in Polen nachzugeben. Der Streit um die Emissionshandelssysteme und die Zukunft der "CDM-Projekte" (Clean Development Mechanism), bei denen Industrieländer in Schwellen-und Entwicklungsländern bisher Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen finanzierten, um ihre eigene Klimabilanz zu verbessern, könnte dann auch zu einer erfolglosen COP25 führen.

Madrid ist für den Kampf gegen die Klimakrise fast so etwas wie ein historischer Boden, denn vor fast 25 Jahren haben hier UN-Experten erstmals offiziell erklärt, dass der Mensch Ursache für die Erderwärmung ist. Die Wissenschafter des Intergovernmental Panel on Climate Change der UN (IPCC) nahmen 1995 noch an, dass sich die Durchschnittstemperatur in den kommenden 100 Jahren zwischen einem und 3,5 Grad Celsius erhöhen werden, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden. Inzwischen wäre man aufgrund des vor vier Jahren ausverhandelten Pariser Klimabkommens bereits mit der Begrenzung der Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zufrieden und das eine Grad ist längst keine realistische Option mehr.

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