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Ungarischer Verleger Geza Morcsanyi verstorben

Nach dem Ausscheiden bei Magvetö nahm Morcsanyis Laufbahn eine überraschende Wendung. Im Spielfilm "Körper und Seele" von Ildiko Enyedi übernahm Morcsanyi, der zuvor weder auf der Bühne noch vor der Kamera gestanden hatte, die männliche Hauptrolle. Die emotional reiche, aber zugleich völlig unsentimentale Studie über zwei schüchterne, von Handicaps geplagte Menschen gewann 2017 den Goldenen Bären bei der Berlinale.

Vor seinem Aufstieg zum Verlagsleiter hatte der studierte Wirtschaftswissenschafter als Theaterdramaturg und Redakteur gearbeitet. Auch als Übersetzer russischer Theaterliteratur machte er sich einen Namen. Seine Funktion bei Magvetö legte er aus freien Stücken nieder. In einem Interview der Wochenzeitung "Magyar Narancs" konstatierte er das Nachlassen der Anziehungskraft von großer Literatur.

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"Früher einmal veranlassten literarische Werke ganze Generationen zum Suizid oder zum Lachen oder befreiten das Denken einer ganzen Generation von Frauen", meinte er. "Heute holen wir uns den Proviant fürs Leben nicht von dort, sondern von ein paar Sätzen aus dem Internet oder aus einem Show-Programm." Es sei gut möglich, dass das von ihm "mit viel Glück und ausgesprochen elitärem Anspruch" verfolgte Verlagsmodell "heute nicht mehr funktioniert", fügte er hinzu.