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UNHCR rechnet mit mehr Migration aus Afrika

Auch in den Zufluchtsländern in der Nachbarschaft sei die Lage desolat, auch als Folge der Coronakrise. "Deshalb versuchen viele Menschen weiter, die riskante Seereise nach Europa anzutreten", so die UNO-Organisation. Auf der zentralen und der westlichen Mittelmeerroute sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im vergangenen Jahr mehr als 1.200 Menschen ums Leben gekommen.

Das UNHCR will den Menschen entlang der Fluchtrouten - bevor sie die Mittelmeerküsten erreichen - helfen, damit sie nicht in die Hände von Menschenschmugglern fallen, ausgenutzt und missbraucht werden. Ihnen drohten Vergewaltigung, Entführung, Erpressung und Sklavenarbeit, warnte das Flüchtlingshochkommissariat.

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Insgesamt benötige man für die Hilfe und Versorgung 100 Millionen Dollar (etwa 82 Millionen Euro). Damit sollen auch Schulen und Arbeitsplätze für Geflüchtete unterstützt werden. Das UNHCR rief die Weltgemeinschaft zudem auf, mehr Plätze für die Aufnahme von Flüchtlingen (Umsiedelung/Resettlement) anzubieten. In Österreich hatte die frühere türkis-blaue Bundesregierung das Resettlement-Programm Anfang 2017 auf Eis gelegt.

Auch das Wiener ThinkTank ICMPD erwartet für 2021 einen Anstieg von Migrationsbewegungen. Der ungleiche Zugang zu Impfstoffen verschärfe die Schere zwischen Arm und Reich weiter. "Bessere Gesundheitssysteme in Europa können zu einem Magneten für Einwanderung werden", so der Generaldirektor des Zentrums für Migrationspolitik, Michael Spindelegger, am gestrigen Dienstag.

Bereits im vergangenen Jahr wurde auf manchen Fluchtrouten ein dramatischer Anstieg verzeichnet, so etwa von Westafrika in Richtung Kanarische Inseln (plus 900 Prozent im Vergleich zu 2019). Auch auf der zentralen Mittelmeerroute Richtung Italien nahmen die Ankünfte zu (plus 155 Prozent), ebenso auf der Westbalkanroute (plus 105 Prozent).

Italien hat 2013 in einem Fall seine Verpflichtungen zur Seerettung verletzt und damit zum Tod von mehr als 200 Flüchtlingen beigetragen, urteilte am Mittwoch ein Menschenrechtsausschuss in Genf. Die Seenotrettung sei dem sinkenden Boot mit mehr als 400 Menschen an Bord gut 100 Kilometer südlich der italienischen Insel Lampedusa trotz Alarmierung stundenlang nicht zur Hilfe gekommen. Die Regierung müsse den Fall untersuchen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die Überlebenden entschädigen, so der Ausschuss.