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Urgewalt Martha Argerich im Musikverein

Vier Konzerttermine hat Argerich zwischen Freitag und Montag mit den Wienern unter Zubin Mehta eingerichtet - alle waren kurz nach Verkaufsstart ausgebucht. Konzerte der Ausnahmepianistin sind bekanntermaßen eine emotionale Achterbahnfahrt. Erst wird gezittert, ob die für quälendes, oftmals Absagen notwendig machendes Lampenfieber bekannte Argerich überhaupt auftreten wird. Dann, ob sie - nach anfänglichen Schwierigkeiten - den Hocker in die richtige Position bringen wird, um spielen zu können. Und danach beginnt das Zittern und Beben rund um ihr aufreibendes Spiel.

Schumanns Klavierkonzert offenbart sie nicht nur als Virtuosin der leichten Schwere und schweren Leichtigkeit, es lässt die sonst so versonnene Solistin auch in enger Beziehung mit dem Orchester wirken, wenn etwa vom Klavier mit der Soloklarinette gemeinsame Linien anschmiegsam paktiert und poetisiert werden. Das dichte romantische Gewebe des symphonischen Poems treibt sie, unprätentiös, selbst fast staunend, zu ungeheurer Mikrodynamik. Klanglich stimmt im Handschlag mit dem philharmonischen Samthandschuh alles.

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Zubin Mehta geleitete das Orchester auch noch durch Bruckners "Romantische". Die vom Komponisten so bezeichnete 4. Symphonie gerät aber weniger romantisch drängend als ungestüm dröhnend, wenn der Maestro den höher und höher auskomponierten Instrumentengruppen freie Bahn lässt - und damit viel Volumen und Spielfreude schafft, aber nicht allzu viel Spielraum für eine luzide Erzählung. Für den 86-Jährigen, der den Philharmonikern in spürbarer und hörbarer Herzlichkeit verbunden ist, gab es lange Ovationen.

(S E R V I C E - www.musikverein.at)