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US-Gesandter: China am Weg zur Verdoppelung von Atomarsenal

Es werde international verurteilt werden, wenn China weiterhin nicht seiner Verpflichtung zu Verhandlungen nachkomme, sagte Billingslea, der am Montag im Palais Niederösterreich in der Wiener Herrengasse mit Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow über das letzte Abkommen, das den Beständen von Atomwaffen noch Grenzen setzt, verhandelt hatte. "New START (Neuer Vertrag) über die Reduzierung strategischer Atomwaffen" heißt das zehn Jahre alte Abkommen, das am 5. Februar ausläuft.

Es beschränkt die Arsenale Russlands und der USA auf jeweils 1.550 Kernsprengköpfe und 800 Trägersysteme. Die Amerikaner wollen China mit an den Verhandlungstisch holen und die Vereinbarung auf kleinere Atomwaffen ausdehnen. Russland wäre damit zufrieden, "New START" um fünf Jahre zu verlängern.

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Eine zweite Gesprächsrunde in Wien soll für Juli oder August vorbereitet werden. Wie "Die Presse" in Verhandlerkreisen erfuhr, haben die USA und Russland drei technische Arbeitsgruppen eingerichtet: Die erste soll sich um Verifikation und Transparenz der Rüstungskontrolle kümmern, die zweite um Doktrin und Atomsprengköpfe, die dritte um Herausforderungen im Weltraum.

Zu China sagte der US-Sondergesandte, das Land sei auf dem Weg, sein Atomarsenal in den kommenden Jahren mindestens zu verdoppeln. "Was die Sache noch dringender macht: Im Vorjahr und auch 2018 hat China mehr ballistische Raketen getestet als der Rest der Welt zusammen. Wir haben jüngst Bilder von all dem Erdreich gezeigt, das sie aus dem Testgelände in Lap Nur gruben. Was haben Sie dort gemacht? Was testen sie dort?"

"Die Angelegenheit ist viel zu ernst, um sie zu ignorieren. Wenn uns das Coronavirus etwas gelehrt hat, dann dies: Wir dürfen Chinas Heimlichtuerei und Intransparenz nicht länger dulden. China muss ans Licht kommen. Es muss sich wie ein verantwortliches Mitglied der internationalen Gemeinschaft benehmen", betonte Billingslea. "Es wäre ein großer Fehler zu warten, bis China mit den USA und Russland gleichgezogen hat, und erst dann Rüstungskontrollgesprächen zu beginnen. Genau das wollen die Chinesen", fügte er hinzu.