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Viel Applaus für "Die Große Freiheit" in Cannes

Protagonist des Films ist der Homosexuelle Hans Hoffman, den Franz Rogowski mit großer Intensität zeichnet. Er lässt sich vor dem Gesetz nichts anderes zuschulde kommen, als dass er gegen den Paragraphen 175 verstößt, der bis 1969 gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe stellte (der vergleichbare Paragraph in Österreich wurde erst 1971 abgeschafft). Der Film beginnt mit mittels versteckter Kamera gemachten Aufnahmen aus einer öffentlichen Toilette, die 1968 zu einer (weiteren) Verurteilung von Hans führen und spielt in der weiteren Folge im Gefängnis. Mehrere Rückblenden führen zurück in die Jahre 1945 und 1957 und zu der unglaublichen Tatsache, dass Hans wegen seiner Homosexualität bereits von den Nationalsozialisten ins KZ gebracht worden war, nach der Befreiung durch die Alliierten aber die "Reststrafe" noch absitzen musste.

Im Gefängnis begegnet er anderen jungen Männern, die wegen des gleichen Delikts eingesperrt sind, aber auch dem verurteilten Mörder Viktor (ebenfalls außerordentlich stark: Georg Friedrich), der sich zunächst heftig dagegen wehrt, einen "Perversen" in seine Zelle zu bekommen, aber immer mehr Verständnis für seinen neuen Zellengenossen findet. Über die Jahre - Hans kommt immer wieder in Haft, der drogenabhängige Viktor bleibt drinnen - entsteht eine enge Zuneigung zwischen den Männern und auch eine körperliche Beziehung.

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Der 1976 in Kitzbühel geborene Regisseur Sebastian Meise hat mit dieser von FreibeuterFilm und Rohfilm Productions produzierten Mischung aus Liebes- und Gefängnisfilm der Croisette einen starkes Werk präsentiert, das seine gesellschaftliche Anklage in keiner Sekunde verbirgt, sich aber mit großer Sensibilität auf menschliche Interaktion und Sehnsucht konzentriert. "Die Große Freiheit" ist ein Film, der von seinem klugen Drehbuch (Thomas Reider und Sebastian Meise) ebenso lebt wie von seinem beeindruckenden Cast (neben Rogowski und Friedrich u.a. Anton von Lucke und Thomas Prenn) und von den mit großer Sorgfalt komponierten Bildern von Kamerafrau Crystel Fournier. Es ist ein Film, der sicher auch seine Chancen im Wettbewerb des Festivals gehabt hätte.