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Viele Kinder Opfer häuslicher Gewalt während Lockdown

Im ersten Halbjahr 2020 musste die Polizei 472 mal wegen häuslicher Gewalt wie Nötigung, gefährliche Drohung, Körperverletzung oder sexuelle Übergriffe ausrücken, was einer Steigerung zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 18 Prozent war, rechnete die Vorstandsvorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ, Sonja Ablinger am Montag in Linz vor. Aber dieser Zuwachs bei den Betretungsverboten sei nicht allein auf einen Anstieg der Gewalt zurückzuführen. So hätten sich einige Frauen während des Lockdown einfach nicht getraut, telefonisch Rat zu suchen, da der Peiniger daheim war. Auch konnten die Opfer nicht zu Nachbarn flüchten. Es blieb nur der Polizei-Notruf, schilderte die Geschäftsführerin vom Gewaltschutzzentrum OÖ Eva Schuh.

Auffällig viele Minderjährige suchten Hilfe und Schutz bei der Einrichtung. Deren Zahl ist von 15. März bis 30. Juni im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent auf 125 gestiegen. Grund für die Eskalationen in den eigenen vier Wänden war die räumliche Nähe, sagte Ablinger.

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"Derzeit sind in Oberösterreich auch alle fünf Frauenhäuser bis auf den letzten Platz besetzt", stellte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) fest. Die vor dem Lockdown zur Verfügung gestellten vier zusätzlichen Plätze, die eigentlich nur bis September bereit stehen sollten, werden daher über den Termin hinaus für mindestens ein halbes Jahr bestehen bleiben, meinte die Landesrätin. Aktuell gibt es 41 Plätze.

Einen generellen besorgniserregenden Trend registriere das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich seit mehreren Jahren: "Die Hochrisikofälle steigen massiv an, das heißt jene, bei denen Frauen verletzt oder getötet werden", sagte Schuh.