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Weitere Befragung in Pflegeheim-Prozess in St. Pölten

Der am Donnerstagvormittag befragte 36-jährige Drittangeklagte war in dem Heim als Pflegeassistent tätig, durfte nach eigenen Angaben verordnete Medikamente verabreichen. Dass er darüber hinaus Personen Arzneimittel eingeflößt haben soll, bestritt der Niederösterreicher. Bewohner seien "fordernd", die Personaldecke dünn gewesen. Eine Einschulung habe er nicht bekommen.

Generell fußen die Vorwürfe auch auf Chats der vier Beschuldigten in einer WhatsApp-Gruppe. Geschrieben wurde dort u.a. über Medikamente und - oft in äußerst abfälliger Weise - über Bewohner. Der 36-Jährige bezeichnete die Vorgehensweise als "Puffer, um Druck abzulassen" und äußerte sich damit ähnlich wie die beiden Erstangeklagten bei ihrer jeweiligen Befragung am Mittwoch. Es sei "überspitzt und provokativ geschrieben" worden. Dennoch habe er "immer jeden Bewohner korrekt behandelt". Neu im Vergleich zum Vortag war die Äußerung des Drittangeklagten, dass die Handy-Konversation geführt worden sei, um "den Schein" für eine Kollegin zu wahren, die es auf der Station stets ruhig haben wollte. Die vorsitzende Richterin hegte Zweifel an dieser Darstellung.

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Die Anklagepunkte betreffen Quälen und Vernachlässigen wehrloser Personen, fortgesetzte Gewaltausübung und sexuellen Missbrauch von wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Personen im Tatzeitraum März 2020 bis März 2021. Die Anschuldigungen drehen sich laut Staatsanwaltschaft um "massive Misshandlungen an Opfern, die eigentlich in Obhut der Angeklagten standen, um die sie sich eigentlich kümmern mussten". Als schwerwiegendster Vorwurf wurde die Verabreichung von Schlafmitteln und starken Psychopharmaka, um ruhige Dienste zu haben, genannt.

Zwei Kolleginnen hatten Vorfälle beobachtet und im März 2021 der Leitung des Senecura-Heims gemeldet. Die Dienstverhältnisse mit den vier Mitarbeitern wurden sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet. Die stark pflegebedürftigen Opfer sind nicht aussagefähig.

Fortgesetzt wird die Schöffenverhandlung am Donnerstagnachmittag mit der Einvernahme der 39-jährigen Viertangeklagten. Weitere Prozesstermine sind für 23. Februar sowie 2., 16. und 30. März geplant. Dabei sollen u.a. ehemalige Kollegen befragt werden. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Quartett bis zu zehn Jahre Haft.