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Wien Modern - Klaus Lang füllte den Stephansdom randvoll mit Klang

Die Wiener Symphoniker spielten verteilt im Altarraum, Dirigent Peter Rundel waltete seines Amtes von einem einsamen Podium inmitten des coronabedingt fast vollständig publikumsfreien Kirchenschiffs. An der Uraufführung hat das durchwegs im Lockdown stattfindende Festival festgehalten und sich bemüht, aus der Not eine Tugend zu machen: Die wechselnde Kameraperspektive auf Dirigent, Musikergruppen und das physische Spektakel an den Manualen der Riesenorgel durch die Nahaufnahme auf den Solisten bietet in hohem Maß Mehrwert, die imposanten und detaillierten Aufnahmen des Raumes geben dem Stück fast so etwas wie ein Libretto.

Denn Komponist Lang hat in seinem "tönendes Licht" betitelten Werk das Nachempfinden gotischer Raumphilosophie unternommen und damit das Stück seinem Uraufführungsort gleichsam auf und in den Leib geschrieben. Das hierarchische Höher und Höher der - religiösen - Erkenntnis, wie es in der steil nach oben strebenden, filigranen, doch nie pompösen Architektur der gotischen Kathedralen materialisiert wird, kommt im stets weiter anschwellenden, von virtuosen Solopassagen der Orgel durchzogenen Tongewebe der Partitur zum Tragen.

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Dass dieses fast per definitionem als "Raumklang" konzipierte Stück nicht im Raum selbst, sondern nur geplättet durch die Lautsprecher via Streaming konsumiert werden kann, ist einerseits schmerzhaft. Andererseits ist der Anblick der leeren Kirche und des einsamen Wirkens der Musik in den heiligen Hallen, im Hall und Nachhall, eine ästhetisch erstaunlich wirksame Brechung. Ein reines Audio-Da capo gibt es auf Ö1 am 24.11. um 23 Uhr in der Reihe "Zeit-Ton".

(S E R V I C E - www.wienmodern.at)