APA - Austria Presse Agentur

Einnahme letzter IS-Bastion in Syrien verzögert sich weiter

Wegen der großen Zahl von Zivilisten vor Ort verzögert sich die Einnahme der letzten Bastion der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Osten Syriens. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die das Dorf Baghuz an der irakischen Grenze umzingelt haben, bemühten sich am Dienstag weiter, die Zivilisten herauszuholen.

Aus Sorge um das Leben der Frauen und Kinder verzichtete das kurdisch-arabisch Bündnis zunächst auf einen Angriff auf Baghuz. "Wir wollen die Zivilisten isolieren, um sie herauszuholen, bevor wir zum Angriff starten", sagte der SDF-Sprecher Mustafa Bali der Nachrichtenagentur AFP. Deren Reporter sahen mehrere Kleinlaster, die in Richtung des Dorfes fuhren. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), die sich auf ein Netz von Aktivisten vor Ort stützt, sprach von Verhandlungen zwischen der SDF und den Jihadisten, die einen "Korridor" verlangten, um Baghuz zu verlassen.

SDF-Vertreter bestritten jede Form von Gesprächen mit der IS-Miliz. In der Vergangenheit hatte es wiederholt Vorwürfe gegeben, dass die SDF den Jihadisten den Abzug aus belagerten Orten erlaubt habe. In Baghuz kontrollieren die IS-Kämpfer nur noch wenige durch Tunnel verbundene Häuser umgeben von zahlreichen Minen, die den Vormarsch der SDF-Kämpfer erschweren. Bali sagte, ihnen bleibe nur die Wahl zwischen Kapitulation und dem Tod im Gefecht.

Die UNO warnte, dass "rund 200 Familien" zwischen den Fronten gefangen seien. Die UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet sagte, offenbar hindere die IS-Miliz viele von ihnen an der Flucht. Seit Anfang Dezember flohen mehr als 40.000 Menschen aus den letzten IS-Bastionen im Euphrattal, darunter tausende Jihadisten und ihre Angehörigen, doch verließ zuletzt niemand mehr Baghuz.