APA - Austria Presse Agentur

Grasser-Prozess - Ramprecht vergleicht Grasser mit Kurz

Am 81. Verhandlungstag im Grasser-Prozess war am Mittwoch der ehemalige Kabinettsmitarbeiter Michael Ramprecht als Zeuge am Wort. Er hatte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in der Vergangenheit schwer belastet - was der ehemalige Minister auf eine persönliche Kränkung des Zeugen zurückführte. Ramprecht beschrieb zu Prozessbeginn Mittwochfrüh das "Match" zwischen Grasser und Jörg Haider.

Der seinerzeitige Landeshauptmann Kärntens sei für ihn, Ramprecht, eher das Politmodell "alt" gewesen, während Grasser den neuen Typ und die Zukunft verkörpert habe. Er habe damals auf Grasser gesetzt und gedacht, Grasser werde künftig die Rolle spielen, "die der Herr (Bundeskanzler Sebastian) Kurz heute spielt", so Ramprecht zu Richterin Marion Hohenecker. Das Problem mit Haider sei gewesen, dass es nie sicher gewesen sei, ob er sich an einen ausverhandelten Pakt hält.

Ramprecht war von Februar 2000 bis zum Juni 2001 Mitglied im Kabinett und wechselte dann in die Bundesbeschaffungsgesellschaft. Als wichtigste persönliche Vertrauensperson Grassers im Kabinett bezeichnete Ramprecht heute den Grasser-Pressesprecher Matthias Winkler, der bereits im Prozess ausgesagt und Grasser entlastet hat. Woraufhin zwei Angeklagte - der Ex-Lobbyist Peter Hochegger und der Ex-Telekommanager Rudolf Fischer - aussagten, dass Winkler selbst um Sponsorgeld vorstellig geworden sei, das dann über Hochegger mittels einer Scheinrechnung abgerechnet wurde. Wichtigste fachliche Vertrauensperson Grassers war laut Ramprecht Heinrich Traumüller, der damals Kabinettschef war.

Zum Verhältnis von Grasser zu dem ebenfalls mitangeklagten Immobilienmakler Ernst Karl Plech meinte Ramprecht, zuerst habe er ein enges Verhältnis zu Plech gehabt, aber als er aus dem Kabinett ausgeschieden war habe sich das freundschaftliche und väterliche Verhältnis von Plech noch mehr in Richtung Grasser gewandt. Der Ex-Minister habe damals auch in einer Wohnung von Plech gewohnt. Plech sei in der FPÖ eine wichtige Person gewesen, da er auch Wahlkämpfe finanziell unterstützt hätte.

Dass Grasser "Mr. Nulldefizit" ist, stellte Ramprecht heute in Abrede. Er selbst sei der Erfinder des Nulldefizits gewesen, Grasser habe dies am Anfang als undurchführbar angesehen. Dass Grasser nun behaupte, es sei seine Idee gewesen, sei wenig überraschend, denn so funktioniere nun einmal Politik und er verstehe das auch. Grasser sei ein "Alphatier" gewesen, die Hausmacht in der FPÖ sei aber bei Haider gelegen. Das habe Grasser beim FPÖ-Parteitag in Knittelfeld auch erfahren.