APA - Austria Presse Agentur

KTM-Chef will Kawasaki überholen - Steuersenkung unnötig

KTM-Chef und -Mehrheitseigentümer Stefan Pierer will weltweit drittgrößter Motorradhersteller werden und damit Kawasaki überholen. Eine Körperschaftssteuersenkung im Rahmen der geplanten Steuerreform hält Pierer nicht für nötig. Der KTM-Chef hatte für den ÖVP-Nationalratswahlkampf im Jahr 2017 knapp 440.000 Euro gespendet.

"Ich weiß, dass ich dafür jetzt von vielen meiner Kollegen geprügelt werde, aber ich bin der Meinung, dass wir eine Absenkung nicht brauchen. Anstatt für Unternehmen die Steuer zu senken, möchte ich viel lieber, dass das Volumen der Absenkung direkt meinen Mitarbeitern zugutekommt", sagte Pierer zur "Kleinen Zeitung" (Montagausgabe). Eine Möglichkeit sei, dass Mehrarbeit oder Gewinnprämien von Unternehmen für Beschäftigte nicht versteuert würden.

Der KTM-Chef will in den nächsten Jahren mit dem Motorradhersteller kräftig wachsen. "Honda, Yamaha und Kawasaki liegen vor uns. Wenn Sie mich fragen, was ich in den nächsten fünf Jahren vorhabe, dann sage ich, wir wollen Kawasaki überholen", sagte der KTM-Chef der Zeitung.

Eine mögliche Übernahme der Volkswagen-Motorradtochter Ducati ist für Pierer kein Thema mehr. "Bis vor ein, zwei Jahren habe ich schon darüber nachgedacht. Es ist ja auch kein Geheimnis: Ich liebe Ducati, das ist der Ferrari unserer Branche", so Pierer. Bei einem attraktiven Preis hätte man es sich damals "ernsthaft überlegen" können. Mittlerweile sei man mit den Marken KTM und Husqvarna "sehr gut aufgestellt. Wir haben da selbst so viele Möglichkeiten".

Die KTM-Gruppe hat 2018 insgesamt 212.899 KTM und 48.555 Husqvarna Motorräder verkauft, bis 2022 sollen es 400.000 sein. "Das Wachstum in den nächsten fünf Jahren wird überwiegend aus den Emerging Markets kommen, Asien, speziell Indien und Lateinamerika", erwartet Pierer.

In der Wirtschaftskrise 2008/09 geriet KTM in Turbulenzen und musste auf Kurzarbeit und eine Landeshaftung zurückgreifen. Die Zusammenarbeit mit dem indischen Motorradproduzenten Bajaj bescherte KTM in den vergangenen Jahren einen Erfolgslauf. Der Umsatz verdoppelte sich zwischen 2011 und 2018 von 527 Mio. auf rund 1,56 Mrd. Euro. Im gleichen Zeitraum stiegen der Gewinn nach Steuern von 21 auf 108 Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl von 1.755 auf 4.300. Bajaj war im Jahr 2007 zunächst mit 14,5 Prozent bei KTM eingestiegen, erhöhte im Dezember 2011 auf 40,9 Prozent und hält laut "Wirtschafts-Compass" derzeit rund 48 Prozent an der KTM AG. Die KTM Industries AG rund um Pierer verfügt über 51,7 Prozent

Seit 2007 entwickelt KTM mit Bajaj gemeinsam Straßenmotorrad-Einsteigermodelle mit einem Hubraum von 125 bis 390 ccm, die in Indien produziert werden und unter dem Markennamen durch beide Unternehmen vertrieben werden. 2011 führten KTM und Bajaj mit der 125 Duke das erste gemeinsame Modell ein.

E-Mobilität spielt für den KTM-Chef "eine immens wichtige Rolle". KTM will innerhalb von fünf Jahren eine halbe Milliarde Euro in die Entwicklung leichter Elektro-Motorräder investieren. Dafür sicherten sich die Innviertler im vergangenen November ein Darlehen über 120 Mio. Euro von der EIB mit Garantie des Europäischen Fonds für Strategische Investments (EFSI), dem sogenannten Juncker-Fonds. "Wir sind im Zweirad-Elektro-Bereich ein Pionier, haben bereits 2008 mit der Entwicklung begonnen, haben jetzt die fünfte Saison ein gutes Elektrogeländesportmotorrad im Markt", so Pierer.