APA - Austria Presse Agentur

Wiener Windkanal "Windobona" lockt zum Selbsttest

Autos, Loks oder Flieger werden bekanntlich oft im Windkanal getestet. Wer wissen möchte, wie es um die persönliche Aerodynamik bestellt ist, kann dies im Wiener Prater herausfinden: im Indoor-Sturmtunnel "Windobona". Dort sind Profis genauso willkommen wie - vergleichsweise tollpatschige - Anfänger. Eher erstere werden bei den österreichischen Meisterschaften kommende Woche erwartet.

Es zieht. Was in normalen Büros Mitarbeiter und Haustechniker gelegentlich nervt, ist im Firmengebäude mit der Adresse Prater 38A hochgradig erwünscht. Dort werden orkanartige Böen von fast 300 km/h gemessen, also eine Geschwindigkeit, die in freier Natur eher nur in absoluten Ausnahmefällen vorkommt.

Der Begriff Bö trifft die Sache allerdings nicht wirklich. Profis schwärmen vom gleichmäßigen, höchst angenehmen Luftzug, von dem man in Wien - der einzigen, 2015 eröffneten Skydiving-Location in Österreich - in die Höhe gehoben wird. In älteren Anlagen sei die Luftlage deutlich unruhiger, wurde bei einem APA-Besuch von erfahrenen Divern versichert. Diese steigen im Riesenkamin übrigens bis auf eine Höhe von 15 Metern, wie Sprecher Michael Krikula berichtete.

Erstflieger sind hingegen bereits aus dem Häuschen, wenn sie erstmals in zwei, drei Metern Höhe herumschweben - allein und ohne vom Instruktor gehalten zu werden. Ein solcher ist bei den Erstversuchen jedenfalls mit dabei. Denn, Überraschung: Das Schweben im Luftzug ist doch nicht ganz so einfach, wie es bei den Experten aussieht.

Zwar gibt es eine Einschulung zu Beginn, doch wenn man dann beginnt, sich zum Beispiel langsam, aber stetig um die eigene Achse zu drehen, hat man meist vergessen, was dagegen zu tun ist bzw. wie das Geschehen gesteuert werden kann. Tatsächlich wirkt sich jede kleinste Bewegung aus. Schon ein Kopfnicken kann bewirken, dass es nach oben oder nach unten geht.

Während Laien anfangs mit der ungewohnten Witterung im Tunnel kämpfen, ist eine spezielle Kunden-Gruppe oft schon von Beginn an mit den Verhältnissen quasi vertraut. Sie werden "Sportflieger" genannt, es handelt sich um jene Menschen, die ansonsten aus Flugzeugen springen, um den freien Fall zu erleben. Sprich: um Fallschirmspringer.

Sie gehören zu einer wichtigen Zielgruppe, die vor allem in den Wintermonaten gerne zum Training vorbeischauen. Doch, so betont man bei Windobona, auch für weniger sportaffine Menschen ist ein Besuch im Windtunnel ohne Probleme möglich. Auch Kids (ab acht Jahren, Anm.) sind gerne gesehen - immerhin können sogar Kindergeburtstage im Windkanal gefeiert werden.

Nach einem kurzen Briefing erhalten Neueinsteiger Helm, Brille, Ohrstöpsel (es ist laut im Tunnel) und Overall. Dann geht es schon ab in den Orkan, der in diesem Fall völlig ungefährlich ist. Dass man an die Glasscheibe anstößt, kommt zwar vor, der Kontakt ist aber harmlos und kaum zu spüren. Der kritischste Moment ist der Ausstieg: So mancher Fluggast, so hört man, ist überrascht vom plötzlich fehlenden Gegenwind und stürzt. Wohlweislich wurde dort eine dicke Matte aufgelegt, um im Fall des Falles den Schmerz zu lindern.

Wer sehen möchte, was im Windtunnel alles möglich ist, sollte am 8. und 9. März im Prater vorbeischauen. Bei den dritten "Austrian Nationals & Windobona Open" wird in verschiedenen Kategorien wettgeflogen. Bewertet werden die Darbietungen von einer Jury, zum Teil sind auch Zeitvorgaben und klar definierte Linien - die mittels Sensoren überwacht werden - zu beachten. Die Athleten sind dabei nicht nur alleine unterwegs: Auch Formations-Darbietungen mit bis zu vier Teilnehmern gehören zum durchaus spektakulären Programm.

(S E R V I C E - Web: www.windobona.at )