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Qualzuchten: Wenn Hunde und Katzen nach Luft japsen

Es gibt Hunde- und Katzenrassen, die so gezüchtet werden, dass ihnen das Leben zur Qual wird. Ein grundlegendes Umdenken ist bei Züchtern und Haltern bisher zwar nicht in Sicht - völlig tatenlos müssen Tierfreunde aber trotzdem nicht bleiben.

Sie kriegen schlecht Luft und sind schnell erschöpft, ihre Zähne stehen kreuz und quer, die Augen tränen ständig, wegen ihres eingeengten Gehirns neigen sie zu neurologischen Ausfällen. Nach dieser Beschreibung würde wohl niemand einen solchen Hund züchten oder gar kaufen wollen - und doch liegen einige dieser Rassen sogar im Trend.

Alle kurznasigen Hunde wie Pekinesen, Möpse oder Bulldoggen leiden nach der Auskunft von Tierärzten mehr oder weniger unter diesen Symptomen. Weil das platte Gesicht einem Schönheitsideal entspricht, wurden die Rassen so gezüchtet.

Wie und ob die Tiere ihr Leiden zeigen, ist individuell verschieden. "Atemnot, Röcheln oder Schnarchen, ohne dass sich das Tier anstrengt, sind sichere Zeichen dafür, dass die Atemwege nicht frei sind", sagt die Tierschützerin Lea Schmitz.

Nach der Meinung von Experten ist beim Thema Qualzuchten immer noch keine Trendwende in Sicht. Es sei ein langer und mühevoller Weg, sagt die Tierärztin Petra Sindern.

Der Verband für das Deutsche Hundewesen bietet Züchtern deshalb regelmäßig Schulungen an, in denen es um übertriebene Rassemerkmale geht - inklusive der Probleme, die daraus entstehen. Allerdings müsse man Geduld haben. Es brauche mehrere Generationen von Hunden, um Verbesserungen zu erreichen.

Es gibt viele Liebhaber dieser Rassen mit den verformten Köpfen. Sie fasziniert das außerordentlich charmante Wesen dieser Tiere. Außerdem ist es leicht, die Symptome des Leidens falsch zu interpretieren. Die angespannten Lefzen sind hochgezogen - es sieht aus, als lächle das Tier. Die Zunge hängt fotogen hinaus, und die vor Anstrengung glänzenden Augen sehen ebenfalls hübsch aus. "Aber nur so lange, bis der erste lebensbedrohliche Kreislaufkollaps erfolgt."

Es sind nicht nur die Hunde mit den zu kurzen Köpfen, die bei den Haustieren unter den Begriff Qualzucht fallen. "Bei den Schäferhunden wurde der Rücken so runtergezüchtet, dass Hüftgelenksdysplasien programmiert sind", sagt die Tierärztin Astrid Behr.

Hier haben die Zuchtverbände jedoch reagiert, langsam wird das Problem nach Meinung von Experten weniger. Doch solche Rückzüchtungen dauern lange. "Bei Reinzuchten kann nicht einfach eine andere Rasse eingekreuzt werden", beschreibt Behr das Problem. Wenn es kaum noch Möpse mit längeren Nasen oder Schäferhunde mit normalem Rücken gibt, wird es schwierig.

Ähnliche Probleme gibt es auch bei Rassekatzen. "Rassen wie Perser, extrem ausgeprägte Britisch Kurzhaar oder Schottische Faltohrkatzen zählen wir dazu", zählt Sindern auf. So sind die niedlich anmutenden Knickohren der Schottischen Faltohrkatze Ausdruck eines Gendefekts, der bei vielen der Tiere für sehr schmerzhafte Knochen- und Knorpeldegenerationen an den Beinen und Gelenken sorgt.

Tierschützer raten dazu, sich kein Tier aus diesen Qualzuchten zu kaufen. "So lange solche Tiere nachgefragt werden, so lange werden sie auch gezüchtet", sagt Behr. Wenn man von seiner Lieblingsrasse keinesfalls abrücken will, sollte man sich wenigstens im Tierheim nach ihr umsehen. Laut Schmitz werden diese Vierbeiner manchmal auch deshalb im Heim abgegeben, weil sich ihre Besitzer die Tierarztkosten nicht mehr leisten können.

Denn ihr abnormer Körperbau macht die Vierbeiner zum Dauerpatienten beim Tierarzt, manchmal müssen sie sogar operiert werden.

Auch die Schottische Faltohrkatze ist ein Beispiel für eine Qualzüchtung

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