Tech-Millionär nimmt Blutplasma vom eigenen Sohn: Bryan Johnson ist für viele Menschen ein Visionär, für manche auch ein wenig verrückt.

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Biohacking-Pionier Bryan Johnson verkauft nun sein Geheimnis

Durch einen hyper-gesunden Lebensstil konnte er sein biologisches Alter wieder reduzieren. Jetzt verkauft er sein System.
Dario Bojic

Sogar einen Weltrekord hat er damit aufgestellt: Nachdem er 2013 seine Firma "Braintree Venmo" (heute US-Zahlungsdienstleister "Venmo") für 800 Millionen US-Dollar verkauft hatte, erreichte ihn der Wunsch nach mehr Gesundheit. Der damals 36-Jährige war jahrelang im Corporate-Dschungel tätig, was Spuren hinterlassen hatte. 

Er wollte seinen eigenen Alterungsprozess verlangsamen, und beauftragte ein Team von Expert:innen mit seinem Wunsch. 2021 ist er, biologisch gesehen, 5 Jahre jünger geworden, und hat damit einen Weltrekord aufgestellt. Seitdem hat er sich von seinem Sohn Blut transferieren lassen, um seine Gesundheit weiterhin zu steigern. Nun verkauft er seine "Blueprint"-Routine mit Gesundheitsversprechungen, die von der FDA-Gesundheitsbehörde nicht überprüfbar sind – ein allzu bekanntes Spiel.

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Die Routine zur Verjüngung: Blueprint, nun für 400 Euro monatlich erhältlich

Mit seinem "Blueprint"-Programm beschreibt der Biohacker seine tägliche Routine, die er nun bereits seit Jahren durchzieht. Dabei orientiert er seinen Lebensstil vollständig an den hunderten biologischen Messungen, welche er regelmäßig durchführen lässt. Er lässt seine Organe entscheiden, was auf den Speiseplan kommt, nicht seinen Verstand. Seine Ernährung ist dementsprechend vollständig vegan. Diese Philosophie nennt er "Zeroism".

Diese Philosophie und die Erkenntnisse der letzten Jahre hat er nun in ein kaufbares Paket gepackt, den "Blueprint Stack". Dieser ist nun für stolze 400 Euro auf seiner Website erhältlich – Lieferkosten nicht inklusive.

Drei Mahlzeiten, 25 Pillen, und 16 Stunden Fasten pro Tag. Dazu noch Training. Diese Routine ist nichts für Genussmenschen. Die Ergebnisse lassen sich jedoch sehen, er habe mit 45 Jahren die Haut eines 28-Jährigen, Lungenkapazitäten wie mit 18, sowie ein starkes Herz, vergleichbar mit einer 37-jährigen Person. Alles schön und gut, jedoch ist es dennoch anzuzweifeln, dass die Mehrheitsbevölkerung es sich leisten kann 400 Euro im Monat lockerzumachen – für Nahrungsergänzungsmittel, Olivenöl und Kakaopudding.

Im "Blueprint Stack" für zuhause stecken weniger Tabletten und sonstige Restriktionen für den Alltag, jedoch sind 400 Euro monatlich für Gesundheit deutlich teurer als etwa private Krankenversicherungen.

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Reaktionen auf seine Routine

Manche nennen ihn einen Visionär, andere halten ihn für verrückt. Fakt ist jedoch, dass er ein gestandener Unternehmer ist, der nun sein nächstes großes Produkt vermarkten will. Manche der Hassnachrichten, die er bekommt, veröffentlicht er auch anonymisiert auf seinem Profil.

Johnson nimmt diese Reaktionen in Kauf; er ist überzeugt davon, mit seinem Projekt die Welt verbessern zu können. Der Millionär ist quasi ein menschliches Versuchskaninchen, denn alle seine Ergebnisse und Tests werden öffentlich dokumentiert. Gleichzeitig investiert er viel Geld in Unternehmen im Gesundheitssektor, nicht zuletzt um sein eigenes Projekt weiterzutreiben.

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3 Generationen Blut werden getauscht

Gewöhnliche Hausarbeiten sind bei Millionärssöhnen wohl zu viel verlangt, man muss schon das eigene Blut an den Vater abtreten: Mit seinem 17-jährigen Sohn und dem 70-jährigen Vater begab sich Bryan Johnson zu einer Wellness-Klinik in Texas. Dort fand der erste "multigenerationale Blutplasma-Wechsel" statt. Dem Sohn wurde dabei etwa 1 Liter Blut entnommen, welches nach einigen Teilungs- und Verarbeitungsschritten dem 45-jährigen Tech-Millionär gespendet wurde. Diesem wiederum wurde dann ebenfalls Blut entnommen, welches dann der Großvater erhielt. Für den Jungen spendete niemand, jedoch scheinen sie auf den Bildern alle drei sehr überzeugt von diesem Projekt zu sein.

Verständlicherweise gibt es gemischte Reaktionen auf die Aktion. "Cooles Projekt, aber das eigene Kind darin zu involvieren geht mir zu weit", schreibt etwa ein:e Nutzer:in. "Insider" zufolge soll der Millionär jedoch schon davor "junges Blut" von einem anonymen Spender erhalten haben. Eine Praxis, von welcher die amerikanische Behörde für Gesundheit sogar abrät. Inspiration für diese Aktion soll ein Experiment gewesen sein, bei dem Nagetiere das Blut jüngerer Tiere erhalten haben. Dabei wurde ein "Verjüngungseffekt" beobachtet. Fraglich ist, ob dieser bei Menschen ebenfalls eintreten kann.

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Manche mögen Bryan Johnson verrückt nennen, womöglich ist er es auch ein wenig. Jedoch sind es historisch gesehen oft verrückte Genies gewesen, die für einen Sprung in der Menschheit gesorgt haben. Schlussendlich empfiehlt er niemandem wie er zu leben, sondern erforscht nur an sich selbst, wo die Grenzen der aktuellen Medizin und Ernährungsforschung liegen.

Dennoch ist sein Hintergrund als Unternehmer und Milliardär im Bezug auf Gesundheitsversprechungen kritisch zu betrachten, immerhin hat auch er das Rad nicht neu erfunden, er vermarktet es nur anders.