"Bold Glamour": Warum dieser virale TikTok-Filter problematisch ist.

Screenshots TikTok @elifkkocaman / @naswyn / @hayleybuix

"Bold Glamour": TikTok-Filter geht viral und schockiert das Netz

Der Beauty-Filter "Bold Glamour" geht auf TikTok durch die Decke. Was es damit auf sich hat und wie problematisch er ist.
Monika Kässer

Wie Schwammerl im Wald poppen ständig neue Filter in den sozialen Medien auf und verschwinden nach einem kurzen Hype schnell wieder in der Versenkung. Ein neuer Beauty-Filter auf Tiktok? Hm, nichts Neues. Glaubt man, aber halt! Denn dieses Mal ist alles anders. Der Filter namens "Bold Beauty" (zu Deutsch "verwegene, gewagte Schönheit") geht gerade durch die Decke und wird millionenfach verwendet. Jeden Tag kommen tausende Videos hinzu, in denen er genutzt wird.

Was kann dieser Filter und warum warnen ExpertInnen davor?

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Was ist der "Bold Beauty"-Filter auf TikTok?

Ein Klick und die Lippen wirken praller, das Gesicht ist strahlend, weichgezeichnet, perfekt geschminkt und die Person sieht aus wie ein Covermodel auf einem Hochglanzmagazin. Das Unglaubliche: Der Filter passt sich wie ein Chamäleon individuell den Gesichtszügen und dem Geschlecht an. Bei manchen ist das Make-up weniger intensiv, bei anderen die Augenbrauen heller. Verwenden ihn Männer, so erkennt der Filter das und lässt das Gesicht nicht geschminkt, aber "perfektioniert" aussehen.

Eine weitere Neuerung: Der Filter "fällt nicht ab". Normalerweise löst sich ein Filter kurz vom Gesicht, wenn man beispielsweise die Hände ans Gesicht hält. Nicht so bei "Bold Beauty", der bereits über sechs Millionen Mal verwendet wurde: Der Filter bleibt auch bei schnellen Bewegungen bestehen und suggeriert, die Person würde wirklich so aussehen. Die TikTokerin Hailey Buix demonstriert diesen Effekt in einem ihrer Videos und erhält dafür mittlerweile über drei Millionen Views.

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Schönheitschirurgin analysiert Filter

Die US-amerikanische Schönheitschirurgin Monica Kieu nimmt den viralen Beauty-Filter genauer unter die Lupe und erklärt, warum er jede Person in ihren Augen "so verdammt gut" aussehen lässt. Sie erklärt, der modelähnliche Look entstehe durch den Effekt dickerer, dunklerer Augenbraunen, welche jedem Gesicht einen Rahmen geben. Die verdichteten Wimpern am äußeren Augenlid sowie brauner Lidschatten sorgen für optimale Schattierungen und größer wirkende Augen. Die Nase wird schmaler gezaubert, die Lippen praller und Contouring sorgt für leicht angehobene Wangenknochen. 

Die Plastische Chirurgin richtet sich mit einem Appell an die TikTok-UserInnen: "Filter machen Spaß, aber sie sind NICHT die Realität und wir sollten uns nicht mit ihnen vergleichen."

ExpertInnen warnen

ExpertInnen sehen diese Entwicklung in den sozialen Netzwerken mit Bedenken. So auch Paul Plener, Leiter der Wiener Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Gegenüber "Heute" warnt er: "Der Filter verzerrt die Realität. Ich sehe das kritisch. " Plener erklärt: "Social Media hat messbare Auswirkungen auf das Körperbild. Je länger man im Netz ist, desto mehr wächst die Unzufriedenheit mit dem Äußeren.“ Der Experte rät, den Konsum von Apps wie TikTok und Instagram zu drosseln: "Maximal eine Stunde pro Tag auf Social Media verbessert das Körpergefühl schon nach drei Wochen." 

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Verzerrtes Bild der Realität

Der Großteil der TikTok-UserInnen, welche den Filter ausprobiert haben, zeigen sich fasziniert und schockiert zugleich. Manche fordern, dass solche Filter verboten werden sollten, andere weisen mit einem Vorher-Nachher-Vergleich darauf hin, wie sehr die Realität verzerrt wird. Immerhin können NutzerInnen sehen, wenn eine Person einen Filter verwendet, da dies mit einem Symbol sowie dem Filternamen im Video vermerkt wird.

Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung erschreckend, da negative Auswirkungen von Social Media in Studien bereits mehrfach nachgewiesen wurden. Schönheits-Filter stellen also durchaus eine Gefahr für Körperbild und Selbstwertgefühl dar. Ein bewusster und selektiver Umgang mit TikTok, Instagram & Co. ist daher wichtiger denn je.