Colleen Ballinger wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert, ihr Entschuldigungsvideo sorgt für noch mehr Backlash.

colleen / instagram

Schwere Grooming-Vorwürfe gegen YouTuberin Colleen Ballinger

Colleen Ballinger war jahrelang eine gefeierte YouTuberin, doch ehemalige Fans legen ihr schweres Fehlverhalten zur Last.
Dario Bojic

TRIGGERWARNUNG: In diesem Beitrag wird über "Grooming" beziehungsweise Missbrauch Minderjähriger berichtet.

Colleen Ballinger, vielen wohl eher als "Miranda Sings" bekannt, trendet aktuell wieder auf YouTube – doch nicht aus gutem Grund. Es wurden schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen YouTube-Star hervorgebracht, darunter "Grooming", also eine gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen, meist mit Missbrauchsabsicht und übers Internet. Oft sind die Täter:innen Vertrauens- oder Autoritätspersonen, bei welchen die Opfer nicht deren Absichten hinterfragen. Anfang Juni sind mehrere ihrer ehemaligen Fans hervorgetreten, und haben schwere Vorwürfe gegen sie erhoben.

Für dich ausgesucht

Wer ist Colleen Ballinger / Miranda Sings?

Colleen Ballinger ist eine YouTuberin und Comedian, deren Content schon immer an Kinder gerichtet war. Als die fiktive Figur "Miranda Sings" parodierte sie die zahllosen YouTuber:innen der 2010er Jahre, welche ihr zufolge oft talent- und ideenlos gewesen sind. Viele ihrer Videos erreichten mehrere Millionen von Aufrufen und Ballinger erhielt mehrere Auszeichnungen. Als Kunstfigur Miranda trug sie immer übermäßig Lippenstift auf und sang in einer schiefen Stimmlage.

Neben ihrer YouTube-Aktivität war sie auch als Live-Comedian auf Tour, und zog offline dasselbe Publikum an, welches sie auch online zum Star gemacht hatte: Jugendliche, darunter auch Kinder. Eine Gruppe von Fans, welche sie auserwählt haben soll, pflegte engeren Kontakt zu ihr und war einer PR-Abteilung ähnlich in ihrem Dienst – nur unbezahlt und mit klaren Grenzüberschreitungen. Während sie öffentlich für Werte wie Body Positivity, Toleranz und Inklusion einstand, soll sie in Abwesenheit von Kameras deutlich andere Züge gezeigt haben. 

Für dich ausgesucht

Vorwürfe gegen Colleen Ballinger

In einer Twitter-Chatgruppe namens “Colleeny’s Weenies" soll sie ihre engeren Kontakte zu einigen ihrer aktivsten Fans gehalten haben. Unter ihnen ist der Mann, durch dessen Vorwürfe überhaupt Licht auf die Aktivitäten Ballingers schienen: Adam McIntyre. Er erzählt "HuffPost" zufolge davon, dass er als 9-Jähriger begann Ballingers Videos zu schauen. Er wurde ein Fan und erstellte 2013 einen Fan-Account auf Twitter, drei Jahre und viel Freizeit später wurde sie in einem ihrer Livestreams auf ihn aufmerksam.

Kurze Zeit später, so erzählt es McIntyre, habe die YouTuberin ihm, und womöglich anderen Fans auch, perönliche Kleidung geschickt, darunter auch Unterwäsche. 2020 äußerte sie sich in einem Video zu diesem Vorfall und bezeichnete ihn als "völlig bescheuert". Doch sie sollte den Kontakt intensivieren, ihren "Weenies" sexuelle Fragen stellen und Bilder, von McIntyres Gesäß etwa, verlangen, wie aus Chatverläufen in einem Video von McIntyre hervorgeht.

Doch der Chat soll nicht nur dem Austausch gedient haben: McIntyre erklärt, dass Collinger den Chat 2016 auch als persönliche Selbsthilfegruppe genutzt haben soll. Während ihrer Ehe mit YouTuber Joshua Evans soll sie in der Gruppe von "emotionalem Missbrauch" seinerseits gesprochen haben. Anschließend soll sie die "Weenies" angestiftet haben, in Kommentarsektionen und Gossip-Foren ihren Namen zu verteidigen. Auch emotionale Betreuung soll die damals 29-Jährige von den 14-, 15- und 16-Jährigen in der Gruppe erhalten haben.

"Ich war so involviert in das Leben dieser Frau, dass es mich beschämt darauf zurückzublicken. Es gab Tage, Nächte während der Schulzeit, wo ich bis 4 Uhr morgens versuchte, sie zu beruhigen", erzählt McIntyre.

Für dich ausgesucht

Entschuldigungsvideo und folgender Backlash

McIntyre ist nicht allein - eine Handvoll ehemaliger Fans bemüht sich aktuell darum, dass alle die "wahre Person hinter all den Lügen" sehen. Unter ihnen ist auch Johnny Silvestri, der ebenfalls seine Geschichte in Videoform darlegt, und Gerechtigkeit verlangt.

 

 

Anwälte fordern Ballinger zum Schweigen auf

Als Reaktion auf die Vorwürfe, rieten Ballingers Anwälte ihr davon ab, öffentlich darüber zu sprechen. Wie sie aber in ihrem "Erklärungsvideo" trällert, haben diese ihr nicht verboten darüber zu singen. So singt sie also, in Begleitung einer Ukulele, eine scheinbare "Entschuldigung" für ihre Fans. Eine "Entschuldigung", die jegliche Schuld von ihr weist, und extrem negativ aufgenommen wurde. Nach über einer Woche hat das Video bereits über 9 Millionen Aufrufe gesammelt, und einen noch viel größeren Shitstorm gegen sie ausgelöst.

In den über 14 Tausend Kommentaren zum Video liest man ohne Ende Fassungslosigkeit über das Video, und die darin fehlende Reue und Einsicht. Seit dem Entschuldigungsvideo hat sich Ballinger nicht mehr öffentlich geäußert. Adam McIntyre hat mittlerweile die Polizei involviert.