Der Forscher Lukasz Stasielowicz erklärt im Interview, was dahinterstecken kann – und gibt einen Tipp, um dagegen anzugehen.
Paraskavedekatriaphobie ist die krankhafte Angst vor Freitag, dem 13.
Herr Stasielowicz, es gibt einen interessanten Begriff - die Paraskavedekatriaphobie. Das soll die krankhafte Angst vor Freitag, dem 13., beschreiben. Kann dieser in unserer Kultur verbreitete Aberglaube solche Züge annehmen?
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Lukasz Stasielowicz: Viele Psychotherapeut:innen und viele Kliniker:innen würden vermutlich sagen, dass dies keine Kriterien für eine Phobie erfüllt. Denn wenn Sie an Phobien denken, dann ist das zum Beispiel die Angst vor Schlangen oder Blut.
Betroffene wollen das Objekt dann vermeiden, weil sie wirklich Angst davor haben, auch wenn sie nur Bilder davon oder das Wort sehen. Sie fühlen sich schlecht, zeigen körperliche und psychische Reaktionen. Sie versuchen, das Objekt zu vermeiden. Vor Freitag, dem 13., kann man sich nicht verstecken. Der Tag wird ja kommen.
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Die Kriterien einer Phobie erfüllt dieses Phänomen aus ihrer Sicht also nicht?
Stasielowicz: Wir haben in der Psychologie zwei Klassifikationssysteme, das ICD-System der Weltgesundheitsorganisation WHO und das DSM-System der American Psychiatric Association. Und wenn man sich diese Bücher anschaut, in denen wirklich viele Störungen aufgezählt werden, dann stellt man fest: Es gibt dort keine Phobie, die so heißt.
Natürlich könnte es vorkommen, dass Menschen wirklich starke Angst empfinden und zum Beispiel am Freitag, dem 13., das Haus nicht verlassen oder für diesen Tag keine Termine machen wollen. Das könnte dann aber eher ein Hinweis darauf sein, dass es vielleicht andere psychische Störungen gibt. Es wäre zum Beispiel möglich, dass der Betroffene bestimmte Zwangsstörungen hat, die sich auch durch Furcht und Vermeidungsstrategien im Zusammenhang mit diesem Tag zeigen.
Da es hier viele potenziell ursächliche Störungen gibt, müsste man das aber im Rahmen einer professionellen klinischen Diagnostik abklären lassen.
Man könnte also sagen: Eine gewisse Furcht wegen des Aberglaubens, dass Freitag, der 13., ein Unglückstag ist, ist erst mal nicht schlimm. Doch wenn es mit zwanghaften Verhaltensweisen einhergeht, wird es womöglich bedenklich. Was hilft denn, wenn einem die Angst vor diesem Tag tatsächlich Probleme macht?
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Wochenprotokoll kann bei Angst helfen
Stasielowicz: Wenn es extrem ist, sollte man sich professionelle Hilfe suchen. Was aber häufig schon im Alltag hilft und auch von Psychotherapeut:innen gern genutzt wird, sind Wochenprotokolle. Man schreibt also auf: Was war positiv heute, was negativ? Das führt oft dazu, dass die Leute merken: Ich habe nicht nur negative Sachen erlebt. Das könnte man auch im Kontext von Freitag, dem 13., nutzen.
So würde man vielleicht feststellen: Am Freitag, dem 13., ist nichts Negatives passiert, aber an anderen Tagen schon. Damit kommt man zu der Erkenntnis, dass es kein solches Muster gibt und der 13. nicht schlimmer oder besser ist als jeder andere Tag.