Eine neue Studie hat herausgefunden, dass die Klimakrise und steigender Alkohol- und Drogenkonsum zusammenhängen.

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Führt die Klimakrise zu mehr Alkohol- und Drogenabhängigkeit?

Eine neue Studie hat herausgefunden, dass die Klimakrise und steigender Alkohol- und Drogenkonsum zusammenhängen.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Führt die Klimakrise dazu, dass wir mehr zu berauschenden Mitteln wie Alkohol und Drogen greifen? Einen signifikanten Zusammenhang wollen US-amerikanische Wissenschafter:innen der Columbia University in einer neuen Studie herausgefunden haben. Demnach hätten sie einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen und vermehrten Krankenhauseinweisungen wegen Drogen- und Alkoholkonsums im Bundesstaat New York festgestellt.

Die Untersuchung wurde in der Zeitschrift "Communications Medicine" veröffentlicht.

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Mehr Drogenmissbrauch bei hohen Temperaturen? 

Wie die Forscher:innen berichten, war in den letzten Jahrzehnten in den USA ein zunehmender Trend bei episodischem Alkoholkonsum und alkoholbedingten Todesfällen zu beobachten. Vor allem Erwachsene mittleren Alters und ältere Menschen griffen vermehrt zur Flasche. Doch das ist nicht alles: Auch die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung von Drogen ist sprunghaft angestiegen und hat sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts mehr als verfünffacht.

Die Expert:innen ermittelten den Zusammenhang zwischen Krankenhauseinweisungen mit Drogenkonsum und Hitze. Dafür analysierten sie Daten von 671.625 alkoholbedingten und 721.469 drogenbedingten Krankenhausaufenthalten im Bundesstaat New York über zwei Jahrzehnte. Dabei kamen vor allem Rauschmittel wie 

  • Alkohol,
  • Cannabis,
  • Kokain,
  • Opioiden und Beruhigungsmitteln vor. 

Die Daten wurden umfangreichen Aufzeichnungen über die täglichen Temperaturen und die relative Luftfeuchtigkeit gegenübergestellt. Durch den Vergleich von heißen mit kühleren Tagen wollte das Forschungsteam den Einfluss kurzfristiger klimatischer Ereignisse wie Hitzewellen erkennen. 

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Alkoholbedingte Krankenhausaufenthalte nehmen bei Hitze zu

Die Studienergebnisse zeigen, dass alkoholbedingte Krankenhausaufenthalte mit steigenden Temperaturen zunehmen. Mögliche Gründe dafür könnten

  • mehr Aktivitäten im Freien,
  • riskantes Verhalten,
  • verstärkte Dehydrierung durch Schwitzen,
  • erhöhter Konsum bei schönem Wetter
  • und sogar Fälle von Trunkenheit am Steuer sein.

Bei drogenbedingten Einweisungen zeigte sich ein ähnliches Muster, allerdings nur bei Temperaturen bis zu 18,8 Grad. Die Forscher:innen schlagen außerdem vor, dass in weiteren Arbeiten untersucht werden könnte, wie bereits existente Gesundheitszustände den Substanzkonsum in Verbindung mit höheren Temperaturen verschlimmern könnten.

"Wir haben festgestellt, dass in Zeiten höherer Temperaturen die Zahl der Krankenhausbesuche im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenkonsum entsprechend anstieg, was auch auf einige weniger offensichtliche potenzielle Folgen der Klimakrise aufmerksam macht", erklärt Studienautor Robbie M. Parks in einer Pressemitteilung

Dr. Parks und seine Kolleg:innen glauben auch, dass ihre Studie den Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und vermehrtem Alkohol- sowie Drogenkonsum möglicherweise unterschätzt. Dies liegt daran, dass die akutesten Fälle zum Tod führen können, bevor sie im Krankenhaus behandelt werden.

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"Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die allgemein auf Alkohol- und Substanzstörungen bei warmem Wetter abzielen – zum Beispiel gezielte Aufklärung über die Risiken des Konsums bei warmem Wetter – sollten eine Priorität für die öffentliche Gesundheit sein", sagte die Wissenschafterin Marianthi-Anna Kioumourtzoglou.

Betreuung und Beratung bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit findest du beim Verein Dialog oder bei der Suchthilfe

Bei den Angeboten von "Check it" können die Inhaltsstoffe von Drogen übrigens anonym getestet werden. "Check it" ist eine Info- und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen, deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken. Auf der Website findet ihr außerdem Links und Telefonnummern mit Hilfestellungen.