Hast du schon einmal Sätze gehört wie: "Er hat mich danach voll 'gegaslighted'", oder: "Ich mache heute 'Self-Care'"? Nur zwei Wörter, die aus der englischen Sprache entlehnt wurden, machen diese Sätze für viele Menschen absolut unverständlich, jedoch sind sie Teil einer neuen Bewegung. Einer Bewegung, die klare Kommunikation bevorzugt, weil sie verstanden hat, dass es Raum zur Verbesserung gibt – auch in der Art, wie wir kommunizieren. Was ist eigentlich "Therapy Speak"? Und was ist so toll daran?
Für dich ausgesucht
Was ist Therapy Speak?
Begriffe wie "Gaslighting", "Self-Care", oder "Trauma" sind wichtige Vokabeln in der psychischen Beratung, haben jedoch laut dem britischen "Counselling-Directory" durch den Mental-Health-Trend Therapy Speak auch Einzug in unsere alltäglichen Konversationen erhalten. Das ist schön und gut, solange klare Kommunikation das Ergebnis ist. Nachteilig wird es jedoch, wenn einzelne Menschen dadurch relativierende Aussagen über echte Diagnosen treffen, über echte Krankheiten, mit denen echte Menschen leben müssen.
Im Grunde genommen handelt es sich bei Therapy Speak um die Art von Sprache, die man in einem (psycho-)therapeutischen Umfeld zur effizienten, selbstbewussten Kommunikation verwendet.
Therapy Speak sind aber eben nicht nur kompliziert klingende Wörter, es ist darüber hinaus auch die Art, wie wir Gefühle und Empfindungen teilen. Beispielsweise lernt man in der Therapie, andere Menschen und ihre Erfahrungen zu validieren. In einem Streitgespräch kann Therapy Speak dabei helfen, Eskalationen zu vermeiden, indem man der anderen Person beispielsweise zwischendurch sagt: "Ich verstehe, was du mir sagen möchtest, aber ich habe nicht das Gefühl, dass du mir ebenso zuhörst."
Therapy Speak ist für mich ein Weg, um in einer kurzen Gesprächspause Kontext zu klären, damit man nicht im Subtext untergeht.
In den letzten Jahren ist das Thema psychische Gesundheit immer mehr in den Mainstream gerückt. Vor allem durch die Pandemie, und die dadurch ausgelöste Welle an mentaler Belastung, widmen sich immer mehr Leute den Tassen in ihrem Schrank. Durch die Lockdowns wurde auch ein niederschwelliges Angebot an Ressourcen zu diesem Thema notwendig, viele Leute gaben deswegen Ratschläge und Tipps, die sie in ihrer Therapie gelernt haben, auf Social Media – Therapy Speak verbreitete sich plötzlich.
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Therapy Speak hat wie die meisten Sachen im Leben zwei Seiten. Eine davon ermöglicht offene Kommunikation und verhindert Missverständnisse, während die andere Stigmatisierung und Laien-Diagnosen fördert. Niemand hat das Recht, jemand anderen einfach so als "Narzisst" oder "Psychopath" zu bezeichnen! Wenn du Therapy Speak verwendest, achte darauf, nicht engstirnig zu sein, und auch dein Gegenüber zu fragen, ob sie denn überhaupt damit vertraut sind!