APA - Austria Presse Agentur

Lashana Lynch: Keine #MeToo-Version von James Bond

Im neuen Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" hat Lashana Lynch als Agentin Nomi die Lizenz zum Töten und bietet Platzhirsch Daniel Craig Paroli.

Gerüchten zufolge bekommt sie sogar seine Nummer 007. Verraten wollte Lynch dazu aber nichts im Interview mit der dpa. 

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Für Lynch ist Verschwiegenheit auch kein Problem. "Mir gefällt die Geheimhaltung, eigentlich genieße ich das sogar", sagt die britische Schauspielerin, die im kommenden James-Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" die coole Agentin Nomi spielt. Details zu ihrer Rolle und zur Handlung des Films muss sie nun noch länger für sich behalten als geplant. Zwei Wochen nach ihrem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London wird der Filmstart von April auf November verschoben - wohl eine Folge der Coronavirus-Epidemie und der Auswirkungen auf den globalen Kinomarkt.

James-Bond-Fans bewegt vor allem eine Frage: Wird Lynch als Nomi die berühmte Dienstnummer ihres Helden übernehmen? Seit Ian Fleming 1953 seinen ersten Roman "Casino Royale" veröffentlichte, standen die Nummer 007 und der Name James Bond immer synonym für den berühmtesten Geheimagenten der Literatur- und Filmgeschichte. Das könnte sich nun ändern. "Sie sind Doppel-Null-Agentin?", fragt Daniel Craig alias Bond sie im Trailer zu "Keine Zeit zu sterben" (im Original: "No time to die").

Gut möglich, dass Lynchs Charakter zumindest zeitweilig als Agentin 007 im Einsatz ist. Nomi sei "eine kompetente, freche und wirklich kluge Person", erzählt die 32-Jährige, die mit der Comic-Verfilmung "Captain Marvel" einem größeren Publikum bekannt wurde. Den sogenannten "Bond-Girls" wurde oft nachgesagt, sie seien nur hübsches Beiwerk - die Londonerin mit jamaikanischen Wurzeln sieht das anders. "Es gibt viele sehr starke weibliche Rollen in der Reihe. Wir wollten, dass Nomi das fortsetzt und etwas wirklich Einzigartiges und Starkes mitbringt, das meiner Meinung nach Frauen aller Generationen ermutigen wird."

Tatsächlich gab es auch schon früher starke Frauen in Bond-Filmen. Diana Rigg rettete Bond in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969) das Leben und bringt ihn später dazu, seinen Job für sie aufzugeben - die beiden heiraten sogar. Halle Berry spielte in "Stirb an einem anderen Tag" (2002) eine kernige US-Agentin, Olga Kurylenko jagte in "Ein Quantum Trost" (2008) den Mörder ihrer Eltern.

Getoppt wird die Liste von Judi Dench - natürlich nicht als "Bond-Girl", sondern als Geheimdienstchefin M, die schon Pierce Brosnan als Bond in "GoldenEye" (1995) erklärte, wofür sie ihn hält: "einen sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier, ein Relikt des Kalten Krieges". 25 Jahre später ist die Sexismus-Frage so aktuell wie selten zuvor. "Keine Zeit zu sterben" ist der erste James-Bond-Film in der #MeToo-Ära. Was bedeutet das für den Helden?

"Eine "#MeToo-Version" von James Bond? Ich glaube, das gibt es nicht", sagt Lashana Lynch. Schon die am Drehbuch beteiligte Autorin Phoebe Waller-Bridge hatte betont, Bond müsse seinem Charakter treu bleiben. Wichtig sei, dass der Film die Frauen angemessen behandelt, Bond müsse das nicht, sagte sie im Interview des Magazins "Deadline".

Lynch stimmt Waller-Bridge zu. "Männer haben keine andere Wahl, als auf die Macht der Frauen zu reagieren, die wir heute im Überfluss haben", sagt sie. "Bond kann dabei genau derselbe bleiben. Nur seine Reaktion ist natürlich eine andere, weil die Frauen, mit denen er zu tun hat, ihn geistig und körperlich herausfordern."

Die Figur James Bond habe sich ohnehin über die Jahre verändert. "Er hat sich ja nicht urplötzlich mit diesem Film weiterentwickelt", sagt Lynch und verweist auf die langjährige Bond-Produzentin Barbara Broccoli. "Sie hat ihn mit der Zeit so weiterentwickelt, dass er empfänglicher für die Welt ist, in der wir die letzten fünf bis zehn Jahre gelebt haben. (...) Ich habe selbst miterlebt, wie sie das Drehbuch anpasst, damit es diesen Wandel zeigt. Sie ist absolut fantastisch."

In Österreich müssen sich die Fans nach der Verschiebung bis zum 12. November gedulden, um zu erfahren, wie Bond und Nomi in "Keine Zeit zu sterben" miteinander auskommen. Einen ersten Eindruck davon, wie Lynch den berühmten Spion herausfordert, liefert der Trailer. "Die Welt hat sich weitergedreht, Commander Bond", erklärt Nomi dem etwas überraschten Bond kühl - und warnt: "Kommen Sie mir nicht in die Quere. Wenn doch, jage ich Ihnen eine Kugel ins Knie."