APA - Austria Presse Agentur

100 Jahre Tanzschule Elmayer

Sie ist eine Wiener Institution: die Tanzschule Elmayer. Diese Woche ist sie in das 100. Schuljahr gestartet. Thomas Schäfer-Elmayer leitet das Unternehmen in dritter Generation - und obwohl er das Pensionsalter längst erreicht hätte: Leiser treten will er noch lange nicht. Derzeit baut er die "Elmayer-Akademie" auf, in der Benimm-Trainer ausgebildet werden sollen, wie er im APA-Interview verriet.

Die Geschichte der Tanzschule Elmayer begann im vergangenen Jahrhundert. "Im Jahr 1919 beschloss mein Großvater, der ehemalige k. u. k. Rittmeister Willy Elmayer von Vestenbrugg, die Stallungen des Palais Pallavicini in eine Tanzschule umzugestalten. Damit war der Grundstein für eine 100-jährige Erfolgsgeschichte gelegt", erzählte Schäfer-Elmayer. Er selbst studierte Wirtschaftswissenschaften und war 20 Jahre lang für Industriekonzerne im Ausland tätig, bevor ihn der Ruf der Tanzschule ereilte.

"Ich hatte nie vor, eine Tanzschule zu leiten. Als mein Vater diese Idee 1986 an mich herantrug, habe ich eine Sparte für hochreine Metalle in einem internationalen Konzern in Deutschland geleitet. Dort wäre ich vermutlich geblieben, wenn es nicht den testamentarischen Wunsch meines Großvaters und das Drängen meiner Eltern gegeben hätte, die mich davon überzeugt haben, dass es für mich eine großartige Chance ist, mich für diese einzigartige Institution 'Tanzschule Elmayer' und die auf der Welt einmalige Wiener Ballkultur, mit der wir so eng verbunden sind, einzusetzen", erinnerte er sich.

Das Jubiläum der Tanzschule wird mit speziellen Aktionen begangen - u.a. mit der Sammlung von Erinnerungsstücke und Anekdoten, die eine Jury prämiert. Rund um das einstige Eröffnungsdatum - der 1. Oktober - findet eine "Historische Tanzstunde" mit einem Pianisten statt. Auch die Tänze werden besonders sein. Bis auf den Wiener Walzer kenne man diese heutzutage nicht mehr, verriet Schäfer-Elmayer: "Wir werden versuchen, die Zeit zurückzudrehen."

Unterdessen läuft die Zeit für die Tanzschule weiter. "Da auch ich nicht unsterblich bin, setze ich mich natürlich mit dem Älterwerden und meiner Nachfolge auseinander", zeigte sich der 73-Jährige nachdenklich. Seine beiden Kinder wollen nicht in seine Fußstapfen treten und sind in den Betrieb nicht involviert. Wobei: Plan sei, dass sein Sohn Pascal Schäfer-Elmayer, ein Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Dozent, sich nach der "Amtszeit" seines Vaters neben seinem Beruf auch um die Tanzschule kümmern werde. "In erster Linie vertraue ich aber darauf, dass meine Nachfolge durch unser exzellentes Team gesichert ist, das bereits jetzt den operativen Tanzschulbetrieb weitgehend selbstständig führt und unseren Besuchern und Kooperationspartnern bestens bekannt ist. " Wobei: Der Ruhestand ist für Schäfer-Elmayer ohnehin noch kein Thema. "Ob ich einmal in Pension gehe, kann ich derzeit nicht sagen." Er sei "unverändert hochmotiviert".

Beruflich ist Schäfer-Elmayer sehr eingespannt: In der Tanzschule selbst - obwohl diese sein "Lieblingsplatz" in Wien sei - ist er nicht täglich anzutreffen, da er viele Termine außer Haus hat. Auch Tanzkurse gibt er nur mehr selten: "Gelegentlich springe ich ein, wenn jemand ausgefallen ist." Denn neben dem Tanzschulgeschäft hat er noch ein zweites berufliches Standbein, ist der doch der wohl bekannteste Benimm-Experte Österreichs. Er hält Vorträge, leitet Seminare und Workshops. Im Vorjahr ist sein neuntes Buch zu diesem Thema erschienen. Derzeit sei ein "kompakter Ratgeber" im Vorbereitung, der auch in Englisch erscheinen soll.

Zusätzlich hat er ein weiteres Projekt in der Pipeline: "Ich plane, früher oder später mein Know-how in Etikettefragen nicht nur in Seminaren weiterzugeben sondern auch Trainer auszubilden." Die "Elmayer-Akademie" befindet sich gerade im Aufbau, die Leitung obliegt Schäfer-Elmayers Lebensgefährtin Christine Zach, die selbst als Trainerin und systemischer Coach tätig ist. "Die Trainer sollten in der Lage sein, eigene Seminare in Business-Etikette zu leiten, Vorträge zu halten und sowohl Publikums- als auch Medienfragen korrekt zu beantworten."

Weiters fungiert Schäfer-Elmayer neben anderen Experten während des Nationalratswahlkampfes als "Wahlkampfschiedsrichter" für die "Kronen Zeitung", wo er in Kolumnen gelbe (Verwarnung), rote (Foulspiel) oder grüne (Fairplay) Karten verteilt. "Politiker haben sehr starke Vorbildwirkung. Daher ist es besonders wichtig, dass sie gutes Benehmen vorleben. Dass dies bei einigen Politikern nicht der Fall ist, festigt leider das stark beschädigte Image dieser ganzen Berufsgruppe", sagte er. Er ist überzeugt, dass "vorbildhaftes Benehmen und bescheidenes Auftreten bei den österreichischen Wählern sehr gut ankommt". Und: "Schmutzkübelkampagnen sind in Österreich kein Rezept für einen erfolgreichen Wahlkampf, wie wir immer wieder erlebt haben."

Auch wenn Schäfer-Elmayer beruflich sehr umtriebig ist, eines weiß er fix: An der ORF-Sendung "Dancing Stars", deren Jury er einst angehörte, möchte er nicht teilnehmen. "Absolut nicht!", lautete seine Antwort auf die entsprechende Frage. Übrigens, der erste Tanz, den er lernte, war der Wiener Walzer. Auch vor Fehltritten ist der Profi nicht gefeit. Auch er habe sich schon einmal schlecht benommen, wie er der APA verriet: "Leider ist mir das schon oft im Leben passiert. Das bedaure ich sehr. Ein geringer Trost ist höchstens, dass nur wer nichts tut auch keine Fehler macht."

Schäfer-Elmayer lebt und liebt seine Arbeit. Den beruflichen Wechsel in die Tanzschulbranche habe nie bereut, versicherte er. "Weil ich erstens ja nicht weiß, was mich in der Industrie erwartet hätte und zweitens, weil ich dankbar dafür bin, dass ich das Glück hatte, eine Aufgabe in meinem Leben wahrnehmen zu dürfen, die so interessant, abwechslungsreich und vielfältig ist und so viel Sinn macht."

(Das Interview führte Dorit Ausserer/APA)