APA - Austria Presse Agentur

50 Jahre und acht Monate auf Dänemarks Thron - und kein bisschen müde

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise - die Zeiten ändern sich rasant. Doch für die Dänen gibt es eine Konstante: ihre Monarchin. Am Wochenende feiern sie das goldene Thronjubiläum von Königin Margrethe II. nach. Und die 82-Jährige scheint immer noch voller Tatendrang. Sie malt, unternimmt Reisen und ist bei ihren Landsleuten weiterhin äußerst beliebt.

Eigentlich war das 50. Thronjubiläum bereits im Jänner, wegen der Corona-Pandemie fanden die Feierlichkeiten aber nur im kleinen Rahmen statt. Nun werden die Feiern nachgeholt: Am Samstag zu Mittag wird sich Margrethe II. vom Balkon ihres Kopenhagener Palasts Amalienborg aus den vermutlich tausenden Gratulanten zeigen. Nach einem anschließenden Empfang und Mittagessen im Rathaus ist für den Abend eine Galavorstellung im Königlichen Theater der Hauptstadt vorgesehen.

Am Sonntag stehen unter anderem ein Gottesdienst in der Kopenhagener Kathedrale auf dem Programm sowie ein festliches Dinner auf Schloss Christiansborg, das neben dem Parlament auch die Empfangsräume der Königin beherbergt.

31 Jahre war Margrethe alt, als sie vor über einem halben Jahrhundert, am 14. Jänner 1972, noch in Trauer um ihren Vater König Frederik IX. den Thron der ältesten Monarchie Europas bestieg. Sie war damals bereits mit dem französischen Grafen Henri de Laborde de Monpezat verheiratet und hatte zwei Söhne mit ihm - den damals vierjährigen Frederik und den dreijährigen Joachim. 2018 starb ihr dementer und lungenkranker Mann mit 83 Jahren nach gut 50 Ehejahren.

Margrethe II. meistert ihre Aufgaben als Königin weiterhin gut. "Eines der ungewöhnlichen Dinge bei ihr ist, dass sie nie in irgendwelche Skandale verwickelt war", urteilt der Kopenhagener Historiker Lars Hovbakke Sörensen. Eines der wenigen bekannten Laster der Monarchin, das Rauchen, tut ihrer Beliebtheit keinen Abbruch - zumal sie es inzwischen nicht mehr in der Öffentlichkeit tut.

"Margrethe II. ist beliebt, weil sie eine moderne Monarchin ist", sagt Expertin Gitte Redder, die mehrere Bücher über das dänische Königshaus geschrieben hat. "Sie ist Künstlerin, sie ist eine Intellektuelle, sie liest viel. Sie studiert andere Kulturen. Und sie hat großen Respekt gegenüber den Menschen." Auch die jungen Leute spürten, dass die Königin ihr "kleines Land" liebe und immer wieder versuche, ihm weltweit Gehör zu verschaffen.

Die stets in farbenfrohe Outfits gekleidete Monarchin ist bekannt für ihren Optimismus sowie ihr soziales Engagement. Ihre Ansprachen an ihr Volk sind direkter und weniger förmlich als die Reden anderer europäischer Monarchen.

Und auch wenn sie nur eine repräsentative Funktion in Dänemarks konstitutioneller Monarchie hat und sich selten in die Politik einmischt, tritt Margrethe II. von Zeit zu Zeit doch als Mahnerin auf. Eine ihrer viel beachteten Äußerungen stammt aus dem Jahr 1984, als sie die Dänen für "dumme Bemerkungen" und "Kälte" gegenüber Einwanderern tadelte.

Außer ihren Pflichten als Königin hat die achtfache Großmutter noch viele andere Betätigungsfelder. Als sprachbegabte Intellektuelle war sie an mehreren Übersetzungen beteiligt. 1981 etwa erschien die Dänisch-Übersetzung von Simone de Beauvoirs Roman "Alle Menschen sind sterblich" (französisches Original: "Tous les hommes sont mortels") , die Margrethe mit ihrem Ehemann Henri unter Pseudonym veröffentlichte.

Die Königin entwarf Kostüme und Bühnenbilder für Theaterstücke und Fernsehserien und illustrierte eine 2002 erschienene Neuauflage von J. R. R. Tolkiens Klassiker "Der Herr der Ringe". Ihre teils abstrakten Gemälde werden sowohl in dänischen Museen und Galerien als auch im Ausland ausgestellt.

Auf diese und andere Weise hat Margrethe II. die dänische Monarchie an die Gegenwart angepasst, die seit ihrer Gründung durch Harald Blauzahn auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblickt.

An Abdanken denkt sie nicht: "Ich bleibe auf dem Thron, bis ich umfalle", betont sie gerne. Wer gesehen hat, wie die 82-Jährige im Mai im Kopenhagener Freizeitpark Tivoli mit tadellos sitzendem Hut Achterbahn fuhr, glaubt ihr das aufs Wort.