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Afghanistan-Krise: Influencerin wirbt für Trinkflaschen und erntet Kritik

Eine österreichische Influencerin machte auf die Situation in Afghanistan aufmerksam – und postete dazu eine Werbung für Trinkflaschen.

Die Instagramerin postete am 15. August eine Story, in der sie über die verheerende Lage in Afghanistan schreibt, wo die Taliban gerade die Macht an sich genommen haben und zahlreiche Menschen um ihre Existenz fürchten. Kurz darauf bewarb sie in diesem Zusammenhang Trinkflaschen – und erntet dafür einen Backlash.  

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Was passiert gerade in Afghanistan? 

Die radikal-islamistische Terrorgruppe Taliban hat die afghanische Hauptstadt Kabul angegriffen und eingenommen. Die Gruppierung möchte, wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtet, einen islamischen Staat ins Leben rufen, mit dem sie bereits von 1996 bis 2001 in Afghanistan herrschten. Dabei soll die Scharia – das islamische Gesetz – gelten. 

Während die Taliban von "Frieden" sprechen, flüchten immer mehr ZivilistInnen aus dem Land. Wie "ORF" berichtet, ist der kommerzielle Flugbetrieb eingestellt. Dramatische Szenen am Flughafen zeigen auf Social Media, wie ZivilistInnen versuchen, sich in Maschinen zu drängen, um der Machtübernahme der Taliban zu entgehen. 

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Afghanistan als Werbe-Booster?

Das hat auch Influencerin mitbekommen, der über 39.000 UserInnen folgen. In ihrer Story postete sie, dass ihr solche Ereignisse ihre "eigenen Privilegien vor Augen führen".

So auch unter anderem, dass die junge Frau in der Lage sei, sauberes Trinkwasser aus der Leitung zu bekommen. Es folgte eine Werbung für den Trinkflaschen-Hersteller Soulbottles, mit dessen Flaschen sie dieses "Lebenselixier" stets mitnehmen könne.

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Zahlreiche NutzerInnen kritisierten das Verhalten der Influencerin, die ihrer Meinung nach das Leid anderer Menschen dafür ausnutzte, um Profit zu schlagen: 

Andere UserInnen verteidigten die Werbe-Aktion der Influencerin – besonders da sie zu Beginn mit anderen Beiträgen darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sich die Lage in Afghanistan verschlechtert habe. Außerdem habe sie im Vorfeld klargestellt, dass sie weiterhin Werbekooperationen teilen werde, um die Einnahmen daraus anschließend zu spenden.

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Influencerin wehrt sich gegen Kritik

Die Influencerin lässt die Kritik, die sie auf Twitter und auch auf Instagram für ihre Story bekommt, nicht auf sich sitzen. Sie schreibt in einem Statement, dass sie nun Hass aus der "angeblichen linken Ecke" ausgesetzt ist. Denn wer "Menschen angreift, die im Kapitalismus Geld verdienen müssen, ist nicht links".

"Nach unten treten ist das Werkzeug der Bourgeoisie. Ihr seid nicht links. Ihr seid das Patriarchat. Ihr seid Klassismus. Ihr seid Ableismus", heißt es in einer Story weiter. 

Sarah Kerschhaggl (@sussgottin), auf Instagram politisch und aktivistisch tätig, reagierte ebenfalls auf die Werbe-Aktion und verurteilte die Story: "Im Kapitalismus müssen wir alle Geld verdienen, aber die Situation in Afghanistan als Aufhänger zu nehmen, ist so unfassbar verwerflich", kommentiert Kerschaggl. 

Die betroffene Influencerin würde sich als "Opfer der Bourgeoisie inszinieren", das die Situation in Afghanistan für ihren eigenen Profit ausgenutzt hat. Kerschhaggl versteht nicht, wie die Bloggerin von der "schlimmen" Situation in Afghanistan sprechen konnte und gleichzeitig davon ausgeht, dass sie selbst "in der Opferrolle wäre". 

"(...) hinterfrag aber bitte einfach echt ein bissl, was du gemacht hast und ob's die Wasserflaschen wert waren", schrieb Kerschhaggl weiter in der Story. 

Die Influencerin hat mittlerweile ihr Instagram-Konto auf privat gestellt. 

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Soulbottles äußert sich zu Backlash

Auch auf der Instagram-Seite des Trinkflaschen-Herstellers Soulbottle hagelt es Kritik. Das Unternehmen teilte zuerst die Story der Influencerin und löschte sie anschließend wieder, wie der Kommentar von Userin @anne.kaffeekann.e unter einem Instagram-Beitrag vermuten lässt: "Ihr solltet euch wirklich schämen, die Story auch noch zu teilen." @mykonstanz schrieb: "Ah, schnell gelöscht. Ohne Kommentar? Das macht es noch schlimmer!"

Das Unternehmen erklärte, dass die Werbung schon seit Wochen geplant gewesen sei. Zudem entschuldigte sich Soulbottles, dass nicht überprüft worden sei, mit welchen Inhalten die Kooperation vermarktet wurde. Zwar sei auch für Soulbottles der aus dem Kontext gerissene Zusammenhang mit der Afghanistan-Krise unpassend, dennoch verteidigen sie ihre Werbepartnerin: Die Influencerin habe dennoch auf die kritische Lage im Land aufmerksam gemacht und sich für Frauen eingesetzt.