APA - Austria Presse Agentur

"Alles live": Gert Steinbäcker erinnert mit Album an früher

In Zeiten, in denen sich die Vorstellung, am Abend in ein Livekonzert zu gehen, fast schon fremd anfühlt, veröffentlicht Gert Steinbäcker das Doppelalbum "Alles live". Der nunmehrige Erscheinungstermin war "ganz normal geplant", der Zeitpunkt habe nichts mit dem Corona-Lockdown zu tun, erläutert der 67-Jährige im APA-Gespräch. Der Konzertmitschnitt stammt von der letzten Tournee im Herbst 2018 und umfasst 24 Lieder.

"Es ist eine schräge Zeit mit eingeschränktem Bewegungsvermögen", beschreibt das STS-Drittel die momentane Situation. Im Spätsommer war er noch für neun Wochen in Griechenland, "und das war sehr gut". Geschrieben habe er in dieser Zeit allerdings nicht, das sei aber auch nicht geplant gewesen. "Ich hätte keine Lieder schreiben können. Damit warte ich, bis es uns mit der Pandemie besser geht", so der Austropop-Veteran. "Dafür muss ich mich frei fühlen und ein normales Lebensgefühl haben. Wenn man jetzt über blaue Augen schreibt, passt das einfach nicht."

Eine Corona-CD werde es jedenfalls nicht geben. Beim Versuch, über aktuelle Anlässe zu schreiben, sei ihm "selten was eingefallen". Schließlich könne man erst wesentlich später einschätzen, was diese Ereignisse mit der Gefühlswelt machen. "Nicht jedes Thema eignet sich für einen Song." Auf dem Doppelalbum (zu dem auch eine Doppel-DVD erscheint) finden sich "natürlich alle Hits, die ich für STS komponiert habe", darunter "Kalt und kälter", "Großvater" oder "Irgendwann bleib I dann dort". Auch sein ehemaliger Bandkollege Schiffkowitz war mit Gastauftritten mit von der Partie und spielte bei einigen Songs mit. Etwa die Hälfte des Sets besteht aus jenen Soloarbeiten, die Steinbäcker ab 1990 aufgenommen hat. Auch Lieder aus dem bisher letzten Soloalbum "Ja eh" finden sich im Programm, das in Wien, Graz und Amstetten aufgenommen wurde. Die jeweils besten Aufnahmen haben schließlich ihren Weg auf die Platte gefunden.

Zusätzlich ist auch eine 45-minütige Dokumentation entstanden, die "den Menschen, den Musiker im Gespräch, auf seiner geliebten griechischen Insel, die Band, Freunde und Wegbegleiter" zeigt. Auftritte rund um die CD-Veröffentlichung wird es pandemiebedingt nicht geben, auch jene fünf Konzerte, die im vergangenen Sommer hätten stattfinden sollen, wurden auf kommendes Jahr verschoben. Konkrete Pläne für ein neues Album gibt es derzeit nicht. Dennoch hofft Steinbäcker, dass "Alles live" den Menschen, die sich nun zu Hause beschäftigen müssen, Freude bereitet. Dass sich die Gemütsverfassung in den vergangenen Monaten gedreht hat - vom anfänglichen Zusammenhalt hin zu Anfeindungen - sei völlig normal. "Wir haben allen überhaupt keine Erfahrung mit einer Sache wie einer Pandemie, da geht es wüst hin und her. Da erweist sich, ob man bereit ist, Dinge zu begreifen und durchzuhalten oder die Nerven verliert, was ich aber auch verstehen kann. Da geht es rund. Aber das ist etwas, womit man rechnen muss."

Die Performance der Bundesregierung - auch in Hinblick auf die Schließungen im Kulturbereich - will er nicht bewerten. "Es ist nicht der Punkt, was man davon hält. Ich beneide die Entscheidungsträger nicht." Er nehme an, dass gewisse Maßnahmen eben von Experten vorgeschlagen werden und angewendet werden müssen. "Mehr kann der Laie nicht sagen."