Musiker Andreas Gabalier

APA - Austria Presse Agentur

Andreas Gabalier und die neu entdeckte Toleranz

"Habt euch alle ein bissl mehr lieb": Andreas Gabalier wirbt in seinem neuen Song für mehr Toleranz. Ein echtes (?) Novum.
Amina Beganovic Amina Beganovic

Neue Töne für den selbsternannten Volks-Rock'n'Roller: Andreas Gabalier veröffentlicht einen Song über Toleranz und Offenheit, pünktlich zum Beginn des Pride Months Juni – was natürlich alles andere als ein Zufall ist. Die Message: "Vom Kaukasus bis nach Südtirol" sollen sich die Menschen doch alle ein bissl mehr liebhaben.

Dazu wird im Video mit Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts, Alters und (vermutlich) sexueller Ausrichtung in bunten Farben und Filtern getanzt.

Dass man bei "Liebeleben" zunächst kritisch die Augenbrauen hebt, kommt nicht von ungefähr. Flashback ins Jahr 2015: Bei der Verleihung der Amadeus Music Awards sorgte Gabalier für den Eklat des Abends, als er in seiner Dankesrede vor versammelter heimischer Musikwirtschaft meinte, man habe es heutzutage nicht leicht auf der Welt, "wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht".

Dass der Mann die Kontroverse feiert wie die Lederhosen im Bierzelt war natürlich nie ein Geheimnis, aber dieser Auftritt war selbst für ihn ein starkes Stück. Der zu Recht äußerst negative Nachgeschmack dieser Rede ist ihm geblieben, bis heute. War alles natürlich nicht "als Kampfansage" gemeint, ruderte Gabalier zurück.

Vielleicht wollte er lediglich für die armen, vielgeprüften Heteros eine Lanze brechen.

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Sieht die Sache heute anders aus? Man könnte meinen, ja. Lyrics wie "weil das Feuer der Liebe irgendwo brennt, wenn man weiter als bis zu seinem Tellerrand rennt" könnten fast vermuten lassen, dass Andreas Gabalier nach einer langen Zeit der Selbstreflexion endlich in der Jetztzeit angekommen ist.

In einer Zeit, in der die Vielfalt in einer Gesellschaft als Stärke gesehen werden sollte, in der Menschen aber aufgrund ihrer Herkunft oder sexuellen Identität noch immer tagtäglich gegen Ungerechtigkeiten, Anfeindungen und Probleme kämpfen müssen.

Ob Andreas Gabalier tatsächlich etwas Positives zu diesem Kampf beitragen möchte, oder die Botschaft des Songs lediglich zum Selbstvermarktungszweck benutzt (Stichwort "Pinkwashing"), wird sich zeigen.

Denn Pride Month ist jetzt im Juni. Aber ob und wie der "Mountain Man" in der Zeit danach mit dem Thema "Liebeleben" umgehen wird, wird weitaus entscheidender sein, als ein paar bunte Reime auf 3,57 Minuten.