APA - Austria Presse Agentur

Andreas und Daniel Prochaska drehten gemeinsam für ServusTV

Der Weltfußball mit all seinen dunklen Facetten dient als verbindendes Element eines neuen Serienkosmos. Andreas und Daniel Geronimo Prochaska übernahmen darin die Regie von "Prometheus", das gemeinsam mit den weiteren Serien "Power Play" und "Spiel am Abgrund" ab 1. November auf ServusTV "Das Netz" bildet. Im APA-Interview sprachen die Regisseure über die Arbeit als Vater-Sohn-Gespann, das Drehen mit Tobias Moretti als knallharten Dopingjäger und den Kern von Fußball.

In "Prometheus" dreht sich alles um Georg (Tobias Moretti). Einst Profi-Fußballer, geht er in England nun seiner Arbeit als Dopingkontrolleur sowie Arzt nach und ist mit korrupten Systemen bestens vertraut. Bald wird ihm die Leitung einer neu errichteten Hochleistungsklinik in Bad Gastein angeboten. Dort sollen mit erlaubten Methoden die besten Fußballer der Welt geformt werden. In Aussicht gestellt wird ihm eine Fußballwelt ohne Doping. Erfahrungsgemäß klingt das zu schön, um wahr zu sein und Georg beschleichen im Laufe der acht rund 45-minütigen Folgen bald Zweifel.

Der Vorschlag, den Regie-Sessel unter den beiden Prochaskas aufzuteilen, kam von Filmproduzent Oliver Auspitz (MR Film). "Wir beide haben uns über die Einladung, das Projekt gemeinsam zu stemmen, sehr gefreut", sagte Andreas Prochaska. Sein Sohn Daniel Geronimo hat schon Filme des Vaters wie "Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott" und "Das finstere Tal" geschnitten. "Es hat sich gut angefühlt, nun auch zusammen Regie zu führen", meinte Daniel Geronimo Prochaska, der etwa die Drehtage in Liverpool übernommen hat.

"Ich bin dazu gekommen und habe mich als Regisseur dem Stil der Geschichte untergeordnet, damit es möglichst aus einem Guss ist", erklärte der Sohnemann. Und es dürfte geklappt haben: "Ich muss gestehen, wenn ich mir die Folgen anschaue, muss ich manchmal überlegen, ob ich das inszeniert habe oder Daniel", sagte sein Vater. Die Zusammenarbeit sei auch keine Einbahnstraße gewesen. "Für mich war es immer wichtig, dass neue Impulse reinkommen - schon als Daniel für mich geschnitten hat." So habe er sich etwa für die Anfangsszene - ein Fußballspiel - Tipps von Daniel geholt. "Er ist der Fußballfan der Familie", so der bekannte heimische Regisseur.

Für die visuelle Kontinuität sorgte Kameramann Matthias Pötsch. Er musste sich dafür mit dem Kameramann von "Spiel am Abgrund" zur Optik kurzschließen. Denn beide Serien enden bei einem Fußballspiel, im Zuge dessen eine Figur als serienverbindendes Element vorkommt. "Wir mussten einen Teil von ihnen mitdrehen und sie einen Teil von uns", erinnerte sich Daniel Geronimo Prochaska. "Die Geschichten sind in Details verzahnt. Es handelt sich um Spuren, die man als Zuseherin oder Zuseher hoffentlich gerne aufnimmt und in den anderen Serien verfolgt", sagte sein Vater. Prinzipiell funktioniert aber jede Serie auch unabhängig. Nur in welcher Abfolge schaut man sie am besten? "Da müssen Sie diejenigen fragen, die sich das überlegt haben. Wir sind nicht die Spinne, die dieses Netz gesponnen hat", schmunzelte der 57-Jährige.

Gereizt hat sowohl Vater als auch Sohn die Verbindung von Sport mit Sci-Fi-Elementen bzw. der Wissenschaftswelt. "Für die Sci-Fi-Elemente haben wir ein Riesenstudio gebaut. In Österreich habe ich das in der Größe so noch nicht gesehen", sagte Daniel Geronimo Prochaska. Dass in der Serie auch Kritik an der Fußballwelt und der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Katar mitschwingt, empfindet der Jung-Regisseur als wichtig. "Die Serie erzählt etwas darüber, wie unsere Welt funktioniert. Fußball ist ein gutes Beispiel dafür. Am Ende geht es auch dort nur um Gewinn und Selbstoptimierung", konstatierte Andreas Prochaska.

Mehrfach hat der Ältere des Regiegespanns bereits mit Hauptdarsteller Moretti zusammengearbeitet. Zwischen den beiden existiere mittlerweile ein "Vertrauensverhältnis, auf dem man aufbauen konnte". Auch die Übergabe an den Sohn soll gut geklappt haben. "Wir hatten einen intensiven Einstieg. Mein Vater hat das Set verlassen und ich habe gleich den Showdown mit Tobias Moretti gedreht", so der Spätdreißiger. Moretti beschreibt er als "leidenschaftlichen Schauspieler". "Er bietet Sachen an, hört aber auch zu."

Sehr ins Zeug gelegt habe sich Moretti, sein Englisch so perfekt wie möglich zu machen. "Und dass wird man leider in der ServusTV-Ausstrahlung nicht hören. Dass man es dem Publikum immer noch nicht zutraut, Untertitel zu lesen, ist ein Faktum, mit dem man sich abfinden muss", so Andreas Prochaska. Der erfahrene Film- und Fernsehregisseur wandte sich zuletzt verstärkt dem Serien- und Fernsehgeschäft zu ("Das Boot", "Alex Rider"). Sein jüngster Kinofilm ("Das finstere Tal") datiert aus 2014. Hat er sich vom Kino verabschiedet? "Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Kino ist immer noch die große Leidenschaft. Man muss sich heutzutage nur genau überlegen, was man fürs Kino machen möchte. Ich stelle mir die Frage, wie gut die Geschichte sein muss, dass jemand seinen Hintern in die Höhe bekommt, ins Auto steigt und ins Kino geht. Da bin ich noch auf der Suche", erklärte Andreas Prochaska.

Zu sehen ist der Auftakt von "Das Netz - Prometheus" am 1. November um 20.15 Uhr auf ServusTV. Um 21.50 Uhr folgt "Das Netz - Spiel am Abgrund", wobei Lea (Birgit Minichmayr) sich auf Spurensuche zum Tod ihres Verlobten - einem international gefragten Spieler-Scout - begibt. "Das Netz - Power Play" über die mafiösen Züge des italienischen Fußballs folgt am 6. November um 20.15 Uhr. Wer die Serien in einem Guss sehen möchte, hat dazu auf der Plattform ServusTV On ab 1. bzw. 6. November Gelegenheit.

(Das Gespräch führte Lukas Wodicka/APA)

(S E R V I C E - www.servustv.com)