APA - Austria Presse Agentur

Arnold Schwarzenegger wird 75 - Die Schwerkraft überwunden

Arnold Schwarzenegger feiert seinen 75. Geburtstag. Der Österreicher kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken.

Ein Leben wie ein amerikanischer Traum. Und wie ein Monument. Mit unbändigem Willen und Glauben an sich selbst zog einst ein junger Steirer aus, um aus dem Nichts Hollywood, Amerika und die Welt zu erobern.

Mehr als 50 Jahre später reibt man sich die Augen und stellt fest: Es ist wahr geworden. Arnold Schwarzenegger hat gezeigt, was alles möglich ist, zwischen Himmel und Erde. Am Samstag wird der Mann, der ein Leben lang über sich selbst hinausgewachsen ist, 75 Jahre alt.

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Wahlheimat Amerika

Amerika - die vielleicht größte Liebe im Leben des Arnold Schwarzenegger. Im Herbst 1968 war er in der "neuen Welt", seinem Sehnsuchtsland, angekommen. Amerika hatte ihn in seine Arme genommen und seitdem nicht mehr losgelassen. Der 21-jährige Steirer hatte nur einen Traum im Gepäck, nun konnte es losgehen.

"Von meiner Ankunft 1968 in Los Angeles gibt es ein Foto. Ich bin 21 Jahre alt, trage eine zerknitterte braune Hose, klobige Schuhe und ein billiges Hemd. Ich habe eine abgewetzte Plastiktüte mit ein paar Sachen in der Hand und warte an der Gepäckausgabe auf meine Sporttasche, in der sich mein restlicher Besitz befindet. Ich sehe aus wie ein Flüchtling, ich kann nur ein paar Sätze Englisch und habe kein Geld - aber auf meinem Gesicht liegt ein breites Grinsen."

Nie hatte jemand die Wesensart Schwarzeneggers besser auf den Punkt gebracht als er selbst - in seiner 2012 erschienenen Autobiografie "Total Recall - My Unbelievably True Life Story".

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Schwarzeneggers Kindheit

Arnold Schwarzenegger wurde am 30. Juli 1947 in Thal bei Graz geboren. Ebendort, im ländlich geprägten Großraum der steirischen Landeshauptstadt, wuchs er auf. Als Sohn des örtlichen Gendarmeriepostenkommandanten Gustav Schwarzenegger und seiner Frau Aurelia. Eine bescheidene, wohlbehütete (Nachkriegs)-Kindheit und Jugend zwischen Thalersee, historischer Burgruine und jenem alten Forsthaus, in dem die Familie Schwarzenegger im ersten Stock wohnte.

Der Vater, vom Krieg gezeichnet, dem Alkohol zugetan - ein "komplizierter Mensch", der aber auch großzügig und liebevoll sein konnte, wie Schwarzenegger in seiner Autobiografie schreibt. Er verlangte von Arnold und seinem um ein Jahr älteren Bruder Meinhard Disziplin und Ordnung. So setzte es schon einmal eine Ohrfeige oder eine "Tracht Prügel", erinnerte sich der spätere Weltstar im Buch:

"Für uns war das völlig normal. Alle Väter schlugen damals ihre Kinder und kamen hin und wieder betrunken nach Hause". Mutter Aurelia, mit der ihn eine lebenslange Liebe verband, sorgte für die nötige Wärme.

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Liebe zum Bodybuilding

Arnold träumte sich in die Ferne. Er war anders. Im Grazer Kino sah er Filme seiner Idole, des britischen Bodybuilders Reg Park oder von John Wayne. Die Heimat als erste Durchgangsstation, die intuitive Suche nach einem Sprungbrett, in eine andere, größere Welt. Nach Amerika.

"Normale Menschen sind mit einem einfachen Leben zufrieden. Ich war immer beeindruckt von Größe und Macht", schrieb er einmal. Im Gewichtheben - zunächst in der "Athletik Union Graz" - findet der gelernte Kaufmann ab 1962 den Hebel für ein nicht-einfaches Leben und für sein Ticket nach Amerika.

Ein Mensch formt seinen Körper - und sich selbst. Nach dem Wehrdienst geht er 1966 zunächst nach München, arbeitet und trainiert im Studio von Albert Busek, dann auch in London beim britischen Bodybuilder und Studiobesitzer Wag Bennett. Bodybuilding-Guru Joe Weider holte ihn schließlich in die Staaten, bot ihm an, ein Jahr lang mit den Champions zu trainieren.

Schwarzenegger blieb und wurde Teil und wesentlicher Motor des vom Muscle Beach in Los Angeles ausgehenden Fitnessbooms. Und machte sich selbst sportlich unsterblich: Unter anderem mit fünf "Mister Universum" und sieben "Mister Olympia"-Titeln.

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Zwei Jahrzehnte des totalen Höhenflugs

Als er 1980 das professionelle Bodybuilding beendete, war er schon mit viel Ehrgeiz in Hollywood angekommen. Kleineren Rollen in den 1970er-Jahren folgten zwei Jahrzehnte des totalen Höhenfluges mit ganz wenigen Sinkflügen - vom Zeitgeist der patriotischen Reagan-Jahre beflügelt.

Der Steirer begründete eine der kommerziell erfolgreichsten Schauspielkarrieren der Filmgeschichte, wurde zum bestbezahlten Filmstar der Welt. Zusammen mit Sylvester Stallone und Bruce Willis bildete er das Triumvirat des Action-Kinos. Der Auswanderer wurde zum "Terminator" und vielem, Kultigen mehr. "I'll be back" und "Hasta la Vista, Baby" zu unsterblichen Trademarks. Amerika hatte ihn endgültig adoptiert, sein ewiger Sonnenplatz in der Geschichte der Vereinigten Staaten war gesichert.

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Elite der USA

Gleichzeitig stieg die "Steirische Eiche" auch in die gesellschaftliche Elite des Landes auf: Er lernte 1977 Journalistin Maria Shriver kennen, eine Nichte John F. Kennedys. Das Power-Paar Schwarzenegger und Shriver - das Paradebeispiel für den Spruch "Gegensätze ziehen sich an". Und einander nach oben.

1986 folgte die Heirat auf dem Familiensitz der Kennedys in Hyannisport. Vier wohlgeratene Kinder entstammen der Ehe: Katherine, Christina, Patrick und Christopher. Erstere, Ehefrau von Schauspielstar Chris Pratt, machte ihn bereits zum zweifachen "Opa Arnie".

2003: Gouverneur Kaliforniens

Im Jahr 2003 dann der ultimative Karrierewechsel, der damals 56-Jährige Republikaner kandidierte in einer "recall-election" gegen den demokratischen Amtsinhaber um den Gouverneursposten im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien. Er gewann und wurde 2006 wiedergewählt. Aus dem Terminator wird zwischen 2003 und 2011 der Governator.

Der einstige Steirerbub an den Schalthebeln einer der größten Volkswirtschaften der Erde. Es wurde eine gemischte Bilanz, stets umweht vom Glanz des Weltstars. Klimapolitik-Erfolge wechselten sich mit Budgetkrisen ab.

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Uneheliches Kind mit Haushälterin

Das Jahr 2011, in dem die Politik-Freiheit Einzug hielt, markierte eine Zäsur in Schwarzeneggers Leben. Ein (medialer) "Skandal" brach über ihn herein, der Erfolgsverwöhnte stand im Gegenwind. Die Ehe mit Maria scheiterte wegen eines lange verschwiegenen unehelichen Kindes mit Haushälterin Mildred Baena.

Sohn Joseph entstammt dieser "Affäre", in Wesen und Aussehen ganz der berühmte Vater. Engste Bande verbinden die beiden heute. Auch mit Maria blieb ein gutes Verhältnis, mit der Scheidung ließen sie sich - beide ohnehin schwerreich - bis heuer Zeit. Seit dem Jahr 2013 ist er glücklich mit Freundin Heather Milligan.

Der Terminator wankte, aber fiel nicht. Rastlos ist er seitdem unterwegs, an allen Fronten "omnipräsent". In Hollywood verbuchte er einige kommerzielle Siege ("Terminator Genisys", "Escape Plan"), aber auch empfindliche Niederlagen ("Terminator: Dark Fate", "Sabotage"). Nun sollen ihn eine Netflix-Hauptrolle ("Utap") und die "Twins"-Kinofortsetzung "Triplets" endgültig dauerhaft in die Entertainment-Erfolgsumlaufbahn zurückkatapultieren.

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Schwarzenegger als Social-Media-Star

"Arnie" etablierte sich als eine Art "Social Media-Star" - sei es in mahnenden, emotionalen Videos zum Ukraine-Krieg oder anlässlich der Stürmung des Kapitols durch Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, mittlerweile ein Intimfeind Schwarzeneggers. In der Corona-Zeit unterhielt er mit Home-Videos - inklusive Hauptrollen für Esel Lulu und Zwergpony Whiskey.

Er trieb den Klimaschutz mit seiner globalen "Schwarzenegger Climate Initiative" und einer jährlichen Konferenz in Wien voran. Dazu gesellen sich unternehmerische Aktivitäten, etwa seine weltweiten Fitness-Messen "Arnold Classics". Auch das "Schwarzenegger Institute für State and Foreign Politics" an der "University of Southern California" (USC) will nicht vernachlässigt werden. So nebenbei steckte er auch eine zweite, schwere Herzoperation im Jahr 2018 weg, in der ihm eine 1997 eingesetzte Aortenklappe ersetzt werden musste.

"Stay hungry"

An allen Karrierefronten geht es - neben Idealismus - vor allem auch um sein Lebensthema: Erfolg. "Stay hungry" (Bleib hungrig). So lautet eines von Schwarzeneggers Lebensmottos. Er wird es durchziehen bis zum letzten Atemzug.

Der britische Buchautor Nigel Andrews blickte einst in seinem kritischen Schwarzenegger-Buch "Arnold Schwarzenegger - Mythos und Wahrheit eines amerikanischen Traums" weit nach vorne - wie man den Österreicher dereinst, wenn es ihn nicht mehr gibt, wohl betrachten werde.

Was bleiben wird. Die "lässlichen Sünden" und Mini-Skandale würden vergessen sein, hingegen: "Wir werden uns glücklich schätzen, dass wir in einer Welt leben, in der das Undenkbare, das geradezu Unmögliche noch immer passieren kann". Arnold Schwarzenegger hat das Undenkbare, das geradezu Unmögliche möglich gemacht.