APA - Austria Presse Agentur

Bühnen- und Bildschirmliebling Lotte Ledl wird 90

Lotte Ledl ist eine der großen Schauspielerinnen Österreichs. Doch auch wenn die meisten ihr Gesicht kennen, taucht es bei vielen nicht gleich bei der Namensnennung vor dem geistigen Auge auf.

Ledl ist eben eine echte Darstellerin von Charakteren, hinter denen sie selbst verschwindet. Am 16. März wird die Burgtheater- und Fernsehschauspielerin 90 Jahre alt.

Der Karriereweg, den die 1930 in Wien geborene Ledl nach ihrer Matura einschlug, war klassisch für Schauspieler ihrer Generation. So erhielt sie zwischen 1949 und 1951 ihre Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar. Ihr Debüt feierte sie dann in Strobl als Helena in Shakespeares "Sommernachtstraum", bevor sie im Theater am Parkring spielte. Von dort weg engagierte sie Volkstheater-Direktor Leon Epp an sein Haus. Im Münchner Residenztheater sammelte sie erste Auslandserfahrung - ein Bestreben, das sie auch ein erstes Angebot des Burgtheaters ablehnen ließ.

Stattdessen trat Ledl in verschiedenen deutschen Städten auf und war auch in ersten Filmrollen auf der Leinwand zu sehen, so etwa im "Förster vom Silberwald" oder der "Försterchristl". 1963 wurde sie schließlich doch Ensemblemitglied der Burg.

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Ein beruflich unruhiger Geist blieb Ledl aber auch danach. Sie war bei den Festspielen in Recklinghausen, Bregenz und Salzburg zu sehen und erarbeitete sich eine Repertoire, das von den österreichischen Klassikern wie Nestroy und Schnitzler über Goldoni, Lessing bis zu Brecht und Shakespeare reicht. Zugleich führten sie Auslandsgastspiele in zahlreiche Hauptstädte, weshalb sich Ledls berufliche Vita von Paris bis Helsinki von Stockholm bis Bangkok erstreckt. Zuletzt war sie etwa 2011 als Göttin Fortuna in "Lumpazivagabundus" im Theater in der Josefstadt und im Vorjahr bei den Festspielen Berndorf als weltfremde, herzensgute Tante Fini in "Katzenzungen" zu sehen.

Dennoch verdankt Ledl ihre Popularität wesentlich ihren Auftritten auf der Kinoleinwand und dem Fernsehbildschirm. So war sie in den 1950ern und 1960ern in cineastischen Arbeiten wie "Dort oben, wo die Alpen glühen", "Holiday am Wörthersee", "Der Jungfrauenkrieg" oder "Mein Vater, der Affe und ich" zu sehen, aber auch in Volker Schlöndorffs "Der junge Törless", wo sie die Rolle der Gastwirtin spielte. Insgesamt hatte die Wienerin dabei selten die Rolle der liebreizenden Schönheit inne, sondern war oftmals die neidische Rivalin, keifende Ehefrau oder boshafte Nachbarin - ein Rollenbild, das sich auch über weite Strecken von Ledls Fernsehkarriere hielt.

Vom "Derrick" über "Der Alte", vom "Tatort" über "Kommissar Rex" bis zum "Heiteren Bezirksgericht" war Ledl stets zur Stelle, wenn Recht im TV gebrochen oder gesprochen wurde. Ab 1996 schließlich trat sie dann mit dem Part der Köchin Anna Kofler in der Erfolgsserie "Schloßhotel Orth" ihre bis heute wohl populärste Rolle an. All das führte im Vorjahr zur Krönung als Kammerschauspielerin, was die damals 89-Jährige mit einem lakonischen: "Es freut mich, zu den jüngsten Kammerschauspielerinnen zu gehören" quittierte.

In jedem Falle setzt sich das Ledl'sche Talent auch in der nächsten Generation fort. So ist der Sohn der Schauspielerin aus der Ehe mit dem Kameramann Sepp Riff, Alexander Riff, als Musicaldarsteller, Tänzer und Choreograf tätig.