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"Catherine Called Birdy": Neuer Dunham-Film bei Amazon

Lena Dunham hat keinen Genierer. Sie hat Karriere gemacht, indem sie komplizierte weibliche Figuren geschaffen hat und lief ständig nackt und unrasiert durch ihre Erfolgsserie "Girls". Die neue Komödie der Provokateurin ist vielleicht ihr bisher schockierendster Zug: "Catherine Called Birdy" ist ein freundlicher Familienfilm. Er ist charmant und Dunhams feministischer Stimme treu. Abrufbar ist das Werk bei Amazon.

Am besten ist Lena Dunham bekannt für die amerikanische Hitserie "Girls", die sie im Alter von nur 23 Jahren schuf. Die Geschichte über vier weibliche New Yorker Millenials polarisierte: zu nackt, zu weiß, zu selbstschmeichelnd. Dunham spazierte als Hauptheldin Hannah Horvath gerne splitternackt ungeniert durchs Bild und das gefiel nicht allen.

Nach sechs Staffeln gab es viel Hassliebe und kaum ein Medium, das nicht einen "Lena-Dunham-nervt"-Artikel veröffentlichte. Die talentierte Künstlerin verschwand im Grunde genommen für eine Weile aus der Öffentlichkeit, aber heuer ist sie endlich mit gleich zwei Filmen zurückgekehrt: zuerst mit "Sharp Stick" und jetzt ausgerechnet mit einer netten Wohlfühlkomödie für junge Menschen mit dem Titel "Catherine Called Birdy".

Wir schreiben das Jahr 1290 in einer englischen Grafschaft und die vierzehnjährige Lady Catherine (Bella Ramsey aus "Game of Thrones"), die von allen nur "Birdy" genannt wird, wälzt sich mit ihren Dorffreunden im Dreck. Es ist ziemlich offensichtlich, dass sie keine Lady sein möchte. Aber ihre Familie ist pleite, und sie hat gerade ihre erste Periode bekommen, was bedeutet, dass sie jetzt eine Frau ist und in den Augen ihres Vaters alt genug, um für Geld verheiratet zu werden.

Das Schicksal ihrer Familie hängt davon ab, aber das bedeutet nicht, dass Birdy plant, das zu tun, was die Welt von ihr verlangt. Sie versteckt Lumpen, die mit ihrem Menstruationsblut verschmiert sind, so lange sie kann, und sie fabriziert eine "wohltuende Salbe" aus gesammelten Fäkalien für einen ihrer Freier.

Das wird für diejenigen, die Karen Cushmans gleichnamigen Jugendroman aus dem Jahr 1994 kennen, auf dem die Komödie basiert, nichts Neues sein. Aber Lena Dunhams Verfilmung von "Catherine Called Birdy" ist besonders faszinierend, weil sie all die Dinge untersucht, die sie schon immer beschäftigt haben (Weiblichkeit, erste Liebe, Körperscham), aber jetzt jugendfrei verpackt hat.

Der Film hat ein einfaches Konzept von Feminismus, das damit beginnt und endet, dass Mädchen in der Lage sein sollten, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, anstatt Männer dies für sie tun zu lassen. Der schlimmste von Birdys Kandidaten ist ein unappetitlicher alter Kerl, den Birdy nur "Shaggy Beard" nennt (er wird von dem englischen Comedian Paul Kaye gespielt).

In einer Szene brüllt das Mädchen einen Lord an, um sich Luft zu verschaffen: "Du kannst nicht entscheiden, wer wir sind oder wohin wir gehen oder wie viel wir kosten - als wären wir nur Dinge! Wir sind keine Dinge. Wir sind Menschen. Und wir können denken und wir können hören und wir können fühlen!" Sie ist eine klassische Dunham-Heldin: aufmüpfig, intelligent und schamlos.

Ähnlich wie bei den jüngsten Jane-Austen-Adaptionen von "Persuasion" (2022) und "Emma" (2020) verleiht Lena Dunham dem Kostümfilm einen modernen Touch, darunter einen Popsoundtrack, der aus Coverversionen von 90er-Hits wie "Alright" von Supergrass besteht. Sie hat auch eine flinke Besetzung zusammengestellt, darunter Andrew Scott (der "Hot Priest" aus "Fleabag") als der ständig beschwipste, aber irgendwie liebenswerte Lord Rollo; Billie Piper als seine Frau, die mehrere Totgeburten erleidet; und Joe Alwyn als der gutmütige Onkel George, in den Birdy verliebt ist. Aber es ist natürlich die neunzehnjährige Bella Ramsey, ein zierliches Energiebündel, das jede Szene stiehlt.

Dunham hat "Catherine Called Birdy" als ein Projekt ihrer Leidenschaft bezeichnet, und das spürt man. Obwohl es für Zuschauer jeden Alters unterhaltsam sein sollte, wird ein jüngeres Publikum "Catherine Called Birdy" wahrscheinlich am meisten zu schätzen wissen.