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Chiara Ferragni erntet Backlash für Body-Positivity-Post

Chiara Ferragni erntet für ihr Body-Positivity-Posting einen Backlash. Ist sie von Thin Privilege betroffen?

Die italienische Fashion-Bloggerin Chiara Ferragni ernetete für ihren letzten Beitrag zum Thema Body Positivity einen Backlash. Ferragni postete auf Instagram ein Reel, das sie in Sportkleidung zeigt. Daraufhin zieht sie ihre Hose herunter, um ihren Bauch zu zeigen.

"Ich wollte das posten, um euch zu zeigen, dass alle Körper perfekt sind, egal wie sie ausseh", schrieb die Influencerin mit 23 Millionen AbonenntInnen. Sie betonte, dass eine andere Pose, anderes Licht oder eine hochgeschnittene Leggings den Körper ganz anders aussehen lassen können. "Lasst uns immer sanft mit unserem Körper umgehen, gut über ihn reden und ihm danken, dass er uns jeden Tag leben lässt", hieß es im Posting weiter. 

Backlash für Ferragni 

Während die 33-Jährige einige positive Kommentare bekam, häuften sich dennoch die negativen Kritiken zu ihrem Posting. "Tut mir leid, ist das ein Bauch? Ich würde viel Geld bezahlen, um ihn so flach zu bekommen", schrieb die Instagramerin @napoletaninelmondo. Es scheint, als habe Chiaras Beitrag Kritik anstatt Solidarität ausgelöst – besonders, weil die Influencerin erst vor Kurzem ihr Baby zur Welt brachte.

Viele UserInnen machten die Bloggerin darauf aufmerksam, dass die Body-Positivitiy-Bewegung in Leben gerufen wurde, "um Körper zu normalisieren", die die Gesellschaft als nicht "attraktiv" genug betrachtet – und nicht Körper, die "nach den Standards der Gesellschaft bereits perfekt sind".

    "Tut mir leid, ich bezweifle nicht, dass deine Absichten aufrichtig sind, aber einen Zentimeter Bauch zu zeigen, nachdem man erst vor einem Monat entbunden hat, ist nicht der richtige Weg, um die Bod-Positivity-Botschaft zu vermitteln oder den Leuten anderweitig ein besseres Gefühl für ihren Körper zu geben", schrieb Userin @douaesoraya.

    Sie betonte, dass Chiara sich als eine Frau zeigt, die es nach der Geburt geschafft hat, ihren flachen Bauch wieder anzutrainieren und nicht ihre Makel zu feiern. "Das ist lächerlich", schrieb Userin @madebysofia. "Du zeigst uns nicht, dass alle Körper perfekt sind, du sorgst nur dafür, dass sich andere Frauen in ihrem Körper schlecht fühlen."

    Was bedeutet Thin Privilege?

    Es ist fraglich, ob es wirklich berechtigt ist, dass die UserInnen die Modebloggerin stark kritisieren. Immerhin verfolgte sie einen guten Zweck – dennoch könnte sich hinter ihrem Posting ein Fall "Thin Privilege" verstecken. Die Influencerin @radicalsoftness machte unter anderem 2020 auf dieses Phänomen aufmerksam. 

    Wie "Maxima" bereits 2018 berichtete, beschreibt "Thin Privilege" die Bevorzugung von schlanken Menschen in unserer Gesellschaft. Diesen ist jedoch nicht bewusst, dass sie präferiert werden. Unsere Gesellschaft geht (leider) davon aus, dass schlankere Körper normal sind. Das signalisiert Menschen, die etwas mehr Kilos haben, dass sie "nicht der Norm" entsprechen würden. 

    Die US-amerikanische Schriftstellerin Cora Harrington beschrieb 2018 in einem Twitter-Thread, dass Menschen mit "Thin Privilege" nicht wissen, dass sie präferiert werden: "Du musst dich nicht 'dünn fühlen', um ein Thin Privilege zu haben. Dünnsein ist kein Gefühl. Wenn andere Menschen dich als schlank wahrnehmen, dann bist du dünn. Wenn du in ein beliebiges Bekleidungsgeschäft gehen kannst und eine große Auswahl an Kleidungsstücken in deiner Größe vorfindest, dann bist du dünn", erklärte Harrington weiter. 

    Schlanke Menschen müssen sich außerdem nicht schlecht fühlen, "wenn sie einen Keks essen" – und werden deswegen meist auch nicht verurteilt. Cora erwähnt weiter, dass dünne Menschen auch nicht das Problem haben, dass sie im Flieger mehr Geld bezahlen müssen, weil sie einen größeren Sitz benötigen, oder sich "andere Menschen durch ihre Körpergröße in den Öffis gestört fühlen". Zudem wird schlanken Menschen in den meisten Fällen kein ungesunder Lebensstil unterstellt, weil ihr Körper als "gesellschaftliche Norm" angesehen wird.