APA - Austria Presse Agentur

ORF erntet Backlash für Ausstrahlung von Eriksens Zusammenbruch

Der dänische Fußballspieler Christian Eriksen erlitt während eines EM-Spiels einen Herzinfarkt. Der ORF strahlte die dramatischen Szenen aus.

Es war wohl der schockierendste Moment der Fußball-EM 2021, der den Fußball für kurze Zeit in den Hintergrund rücken ließ. Die Nationalteams von Dänemark und Finnland traten in einem spannenden Match gegeneinander an, bis plötzlich der 29-jährige Däne Christian Eriksen auf dem Spielfeld zusammenbrach.

Sein Teamarzt Morten Boesen bestätigte, dass der Spieler einen Herzstillstand erlitten hatte, seine Spielkollegen und Fans zitterten um seinen gesundheitlichen Zustand. Der Sportler wurde noch am Feld reanimiert und in das Krankenhaus eingeliefert – kurz danach kam die erlösende Nachricht: Eriksen ging es gut. Laut Boesen hatte der Fußballer Glück, denn er sei dem Tod nur knapp entronnen.

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Backlash für ORF

Solche beunruhigenden Szenen bei einer Liveübertragung zu sehen, ist nicht einfach. Das bekam vor allem der Sender ORF zu hören. Wie "Der Standard" berichtet, wurde der Zusammenbruch von Eriksen in Zeitlupe für 15 Minuten lang gesendet – die Reanimation des Fußballers konnte live mitverfolgt werden. "Wieso dauert es endlos lange fünfzehn Minuten, bis der ORF seine Übertragung von einem EM-Spiel nach dem Zusammenbruch eines dänischen Fußballers unterbricht?", fragte ORF-Publikumsrat Golli Marboe in der Publikumsvertretung. 

In einer anschließenden Rundmail beschrieb Marboe, dass es "unfassbar" sei, dass man den Zusammenbruch des Spielers wiederholt zeigte, "ohne Wissen, ob er noch lebt oder nicht!"

Warum wurde die Liveübertragung nicht abgebrochen? Ein Sprecher erklärte gegenüber "Der Standard", dass der Sender nur das Signal von der UEFA übernehme und daher "keinen Einfluss auf die Bildregie" habe. "Die Wiederholung der Bilder (ausschließlich vom Beginn des Vorfalls) in der Analyse – waren zur Klarstellung für das Publikum, dass es sich nicht um ein Foul handelte und um den Gesamtkontext im Spielverlauf zu erklären", erklärte der Sprecher weiter. 

Marboe kritisierte die ORF-Sportredaktion und erinnerte an die Würde des Menschen. Der deutsche Sender ZDF hätte besser reagiert und die Übertragung früher unterbrochen. "Selbstverständlich gilt, dass der ORF keine die Menschenwürde verletzenden Bilder zeigt", hieß es von dem ORF-Sprecher. 

Der ORF bekam auf Twitter einen Backlash von mehreren UserInnen. "Ich kann nicht verstehen, warum die Übertragung nicht beendet wurde. Ich bin fassungslos", postete unter anderem @Madeln1909. 

Wir haben die wichtigsten Reaktionen für euch zusammengefasst: 

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"Fußball ist nicht die wichtigste Sache auf der Welt"

Nachdem Eriksen am Samstagabend ins Krankenhaus transportiert wurde, wurde das Spiel später fortgesetzt. Sie verloren 0:1 gegen das finnische Nationalteam. Die European Football Associations (UEFA) wurde für die Entscheidung, das Spiel weiterzuführen, stark kritisiert. Denn die dänischen Spieler hätten entscheiden sollen, ob sie Samstagabend nach dem Eriksen-Vorfall weiterspielen, oder das Match auf Sonntagmittag verlegen. 

Der Dänen-Trainer Kasper Hjulmand bereute die Entscheidung, sein Team erneut spielen zu lassen: "Die Spieler waren in einem Schock-Zustand. Wir hätten nicht spielen sollen, das ist mein Gefühl", sagte Hjulmand bei einer Pressekonferenz, wie "Sportschau" berichtet. 

"Vielleicht hätten wir einfach in den Bus steigen sollen. Es war eine schwierige Entscheidung. Es war falsch für mich, dass die Spieler das entscheiden sollten." Das dänische Nationalteam bekam nach dem medizinischen Zwischenfall psychologische Krisenbetreuung. 

Doch auch die Gegnerspieler von Dänemark waren von Eriksens Herzinfarkt erschüttert – der finnische Kapitän teilte einen Tag nach dem Zusammenbruch auf Instagram eine Videobotschaft an den Sportler: "Fußball ist heute nicht die wichtigste Sache auf der Welt. Viel wichtiger ist, dass es dir gut geht und wir dich bald wieder auf dem Platz sehen."

Wie die "Frankfurter Allgemeine" berichtet, wurde im Netz über den Herzstillstand des 29-Järhigen spekuliert – so wurde die Annahme gestellt, dass Eriksen aufgrund einer Corona-Impfung oder -Erkrankung einen Zusammenbruch erlitten haben soll. Dies dementierte jedoch der Geschäftsführer Beppe Marotta des Fußballclubs Inter Mailand, bei dem Eriksen spielt. Laut Marotta war der Fußballer weder geimpft, noch an Corona erkrankt.

Der Inter-Teamkollege des Dänen Romelu Lukaku musste am selben Abend mit dem belgischen Nationalteam gegen Russland spielen. Lukaku widmete seine Auszeichnung als "Spieler des Spiels" an Eriksen. "In Gedanken bin ich bei dir", schrieb der Fußballspieler auf Instagram.

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So emotional reagierte das Netz auf den Zusammenbruch

Vor allem die SanitäterInnen am Fußballfeld wurden für ihren schnellen Einsatz im Netz gelobt. Wie die Fans und UserInnen auf den medizinischen Zwischenfall bei der EM reagierten, liest du hier: